indische Kultur
Devas und Götter
Im Hinduismus wird zwischen eigentlichen Göttern und Devas unterschieden. Als Devas werden Halbgötter bezeichnet, die in Zwischenstufen oder Übergängen zwischen menschlicher und göttlicher Wirklichkeit leben. Da Devas keine Götter sind, wirken sie zwar am Schöpfungsprozess mit, sind aber selbst keine Schöpfer, sondern Geschöpfe.
Daneben sind auch die Apsaras bekannt, Halbgöttinnen, die am Hofe des Gottes Indra leben und vor dem Gott tanzen oder musizieren. Sie sind entweder dem Wind oder dem Wasser zugeordnet und können daher mit den Nymphen der griechischen Mythologie verglichen werden.
Bedeutung des Wortes Deva
Deva (Sanskrit) ist eine indische Bezeichnung für die die Himmlischen oder die Leuchtenden und heisst „die Gott dienenden“ Götter. Diese leben auf höheren Daseinsstufen als die Menschen. Deva kann mit Gott, Halbgott, Engel oder auch überirdischem Wesen übersetzt werden. Aber als Himmlische stehen sie nicht ausserhalb des Kreislaufs der Wiedergeburten (Samsara), sondern sind ihm genauso unterworfen wie die Menschen. Sie spielen vor allem im Hinduismus und Jainismus eine Rolle. Der Begriff Deva wird zwar oft mit „Gott“ übersetzt, aber nicht für die höchsten Gottheiten (wie Ishvara, Vishnu, Shiva …) angewandt. Das Wort entspringt derselben indogermanischen Wortwurzel wie lat. deus (Gott), altgriech. Zeus und germ. Ziu bzw. Tyr.
Devas sind durchaus mit den Engeln oder der Engelhierarchie der christlichen Lehre vergleichbar.
Der Begriff kann wie folgt verwendet werden:
- Als Adjektiv in der Bedeutung von göttlich, himmlisch, leuchtend, dem Licht zugewandt
- Als Substantiv in der Bedeutung gottgeweihter Mensch oder göttliche Wesenheit der höheren Dimensionen und Gegenspieler der Asuras (Dämonen)
- Als Beifügung zum Namen Erleuchteter, für Menschen, die das im Yoga-Weg angestrebte göttliche Bewusstsein erreicht haben. Das Wort ist auch Anrede für Könige ("Majesät"). Das Femininwort Devi und kann entweder die Göttin als Manifestation des Höchsten bezeichnen oder ist die ehrenvolle Anrede einer Frau
Devas im Buddhismus
Im Buddhismus werden die Devas als „Himmelswesen“ oder „Götter“ bezeichnet. Sie leben in den Sechs Daseinsbereichen in einer „glücklichen Sphäre“, sind aber genau so wie Menschen dem Kreislauf des Geborenwerdens, Alterns und Sterbens unterworfen, d.h. modern ausgedrückt innerhalb des Raum-Zeit-Kontinuums.
Ähnlichkeiten der Darstellung
Rein äusserlich gibt es zwei Merkmale, die in der indischen Kultur an unsere Vorstellungen von Engeln anklingen: die Vielarmigkeit von Gottheiten, die bisweilen wie Flügel anmutet, und die Lichtglorie. Es gibt auch den geflügelten Gott Garuda, der ein Helfer Vishnus ist (teilweise ein Mitstreiter Vishnus gegen Dämonen oder dessen Reittier in Form eines Adler-Menschen).
Darstellung einer Apsara mit Sitar / China / 6. Jhrd.
Garuda / National Museum / Delhi, Indien
Shiva Nataraj, der tanzende Shiva / Bronze / 12. Jhrd. / der Gott steht in einem Strahlenkranz
Vishnu in einer zeitgenössischen indischen Darstellung / die Vielarmigkeit erinnert an Flügel