Weltuntergang
        die   Offenbarung  des   Johannes

Übersicht

Dieser Seite entnehmen Sie eine Fülle von Informationen rund um Weltuntergänge im Allgemeinen. Zur besseren Orientierung lesen Sie hier die Inhalte in der Übersicht:

1. Dramaturgie des Schreckens


a. Grundmuster
b. Welt und
    Jenseits

c. Motive in
    Weltuntergängen

 - Anfang und Ende
 - Wiederkehr
 - Erlösung und
    Neuschöpfung

 - Schuld und Angst

2. Religions-geschichtlicher Einblick

a. Sumerer
b. Perser
c. Ägypter
d. Griechen
e. Germanen
f. Mayas
g. Aztekten
h. Judentum
i. Christentum
j. Islam
k. Hinduismus
l. Buddhismus
m. Taoismus

3. Einblick in die Neuzeit

a. Zeitalter der
    Vernunft

b. Das dritte Reich
c. Moderne und
    Postmoderne
































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Weltuntergänge

Erzählungen vom Weltuntergang finden sich in vielen Kulturen wieder: vom alten Indien bis zur Postmoderne, von religiösen Konzepten bis zum Kommerz der Popkultur.
Diese Erzählungen fragen gewöhnlich nach dem Grund der bedrohlichen Situation und reflektieren gleichzeitig die Rolle und Verantwortung des Menschen. Das Ergebnis, welches dabei herauskommt, ist schliesslich eine Mischrechung: der Mensch erleidet keine reine Opferrolle, sondern trägt in unterschiedlichem Masse zur Katastrophe oder zur Bedrohung, welche zum Weltuntergang führt, bei - und er kann in unterschiedlichem Masse etwas dagegen tun.
Das Thema des Weltuntergangs ist kein rein christliches, sondern findet sich durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte und in allen Kulturen wieder.

Dramaturgie des Schreckens [ nächstes kapitel ]

Das Grundmuster [ nächster absatz ]

Weltuntergangsszenarien folgen einem gemeinsamen Grundmuster, das stark vereinfacht etwa so aussieht:

  • zuerst wird die "alte Ordnung" geschildert
  • dann tritt eine Zeit der Krise und Bedrängnis ein (Krieg, Katastrophe, Unfall),
  • welche einen Prozess des Umdenkens und Handelns antreibt
  • während diesem Prozess wird die Mitverantwortung und die Handlungsfähigkeit der Menschen reflektiert
  • und zum Schluss die Krise überwunden oder überlebt
  • dann folgt eine Zukunft, in der die Welt wieder hergestellt oder neu geschaffen wird und mit der eine neue Ordnung beginnt.

Welt und Jenseits [ nächster absatz ]

Damit überhaupt sinnvoll von Weltuntergang gesprochen weden kann, muss die Vorstellung eines völlig anderen Weltzustandes vorhanden sein. Traditionellerweise ist das ein Zustand, in dem die Welt entweder von der göttlichen Wirklichkeit bestimmt und durchdrungen wird oder in dem aus der göttlichen Wirklichkeit heraus die Welt vergeistigt und allem Bösen enthoben wird.

Wie wird unser Universum enden? Bild der Andromeda-Galaxie, die sogar mit dem Feldstecher am nächstlichen Himmel sichtbar ist; Foto von astroimages.de.

Die Vorstellungen der Moderne hingegen kreisen um die physikalischen Modelle des Big Rip (einer Art explosionsartigem Zerreissen des Raumes), des Big Crunch (wonach sich das Universum wieder zusammen zieht und in einer Art umgekehrtem Urknall zusammenfällt) und der ewigen Expansion des Unsiversums (der kompletten Ausdehnung der vom Urknall angetriebenen Materie bis zur gähnenden kraftlosen Leere).

[ Allerdings darf der Behauptung wiedersprochen werden, wonach die letztere Erklärung des Weltunterganges objektiver als die traditionellen Erzählungen sei. Sowohl der physikalische Weltbeginn (Urknall) und das Weltende (Big Rip, Big Crunch oder ewige Expansion) sind hypothetisch berechnete wissenschaftliche Aussagen. Sie sind Produkte des gegenwärtigen Diskurses, nach dem nur der physisch wahrnehmbaren Welt Wirklichkeit zukommt. Genau genommen sind aber der hypothetische Weltbeginn und das Weltende ebenso "jenseitig" und sprechen von einer ähnlichen total anderen Wirklichkeit wie traditionelle Vorstellungen.
Nach Carl Friedrich von Weizsäcker ist beispielsweise die Vorstellung eines Urknalls der Entstehungsmythos im Zeitalter der Atombombe (C.F. v. Weizsäcker, "Zeit und Sein", S. 343). Die grossen Erzählungen passen zur Zeit, in der sie entstehen und beantworten die Fragen, die der laufende Diskurs stellt.
Einen weiteren Aspekt, nach dem traditionelle und neuzeitliche Welterklärungen verglichen werden können, finden Sie auf dieser Website unter visionen.
Ausserdem ist ein zentrales Problem physikalischer Entstehungs- und Untergangserzählungen noch ungelöst: das Problem der Entropie ].

Motive in Weltuntergängen [ nächster absatz ]

In Weltuntergangserzählungen treten wiederkehrende Motive auf, die sich nur zum Teil mit gegenseitiger Einflussnahme erklären lassen und vielmehr auf Grundzüge menschlichen Daseins hinweisen.

[ Wie auf dieser Website unter angst deutlich gemacht wird, können wir allerdings nicht von der Angst als Quelle der Apokalypse ausgehen, sondern von anderen Grundzügen menschlichen Daseins. Unter psychologie werden diese Grundzüge auf ihren archetypischen Gehalt hin beleuchet. ]

Die Grunderfahrungen, welche zu Vorstellungen vom Weltuntergang führen, entspringen den Widersprüchen, in denen das Leben verläuft. Sie entspringen dem Wechselspiel von Veränderung und Beständigkeit, von Identität und Erneuerung, angefangen bei Geburt und Tod, dem Hin-und-Her eigener Emotionen bis zu den unzähligen Begegnungen mit Menschen und der Welt.
Die Beobachtung, dass Beständigkeit und Veränderung nebeneinander erfahren werden, bedurfte schon früh der Erklärung: Wie verhält sich das Identische zum Veränderlichen? Wie das Ewige zum Zeitlichen? Wie das Innere zum Äusseren?
Diese Grunderfahrung verlangt nach Zusammenhängen, nach einer geschichtlichen Gesamtschau, zu der letzendlich auch die Apokalypse gehört.
  • Anfang und Ende
    Ein wiederkehrendes Motiv von Weltuntergangsszenarien ist ein Art wiederkehrende Gleichung zwischen dem Anfangs- und Endzustand der Welt. In der Offenbarung des Johannes sprechen Gott und Christus gemeinsam: "Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige"
    (Off 1, 8).

    Paradiesdarstellung, von, Lucas Cranach d. Ä., 1536, Kunsthistorisches Museum, Wien.

    [ Während sich bei den drei abrahamitischen Religionen Weltanfang und Weltende zwar gleichen, ist die Vorstellung von einer Entwicklung und Veränderung nicht von der Hand zu weisen. Im Judentum beginnt die Welt mit dem Paradies und wird mit dem Wiederaufbau Jerusalems und der Weltherrschaft des Menschensohnes enden; im Christentum durchleben Mensch und Welt ihre Geschichte vom Paradies bis zum Himmlischen Jerusalem, das von Gottes Licht und Liebe durchleuchtet wird; der Islam spannt den Bogen der Gschichte zwischen Paradies und endzeitlichem Friedensreich. Nach allen drei Religionen wird nach der Auflösung der Welt eine neue, andere Welt geschaffen.
    Eine eher zyklische Wiederkehr desselben Weltzustandes legen die östlichen Religionen nahe. Im Hinduismus und Buddhismus wird die Welt geschaffen, erhalten und zerstört, um von Neuem wieder (ähnlich dem sich wiederholenden Wach- und Schlafzyklus oder dem Ein- und Ausatmen) geschaffen, erhalten und zerstört zu werden. Nur der Zustand der Erleuchtung ermöglicht es den Menschen, aus diesem ewigen Zyklus auszubrechen. Die chinesiosche Religion sieht als einzige keinen Unterschied zwischen dem anfänglichen und endzeitlichen Zustand. Alles ist Tao - Urgrund und Ziel der Welt. ]


  • Wiederkehr
    Oft kehren Religionsstifter am Ende der Zeit wieder. So etwa Buddha als Maitreya, Jesus als Richter.

    Maitreya, der kommende Buddha; auf einem Tanka.

    Sie handeln dann meistens als Vollstrecker dessen, wofür sie zu Lebzeiten eingetreten sind. Sie richten und herrschen oder treten als Fürsprecher der Ihrigen ein und bestätigen sie ih ihrem Glauben und Handeln. Eine besondere Form der Wiederkehr findet bei Buddha als heiterer und beleibter Buddha, dessen mitreisendes Strahlen die Menschen gewinnen wird.
    Auch Schöpfergottheiten oder an der Schöpfung mitbeteiligte Götter kehren am Weltende wieder, wie etwa Frimbultyr, JHWH, Allah und Brahma. Sie treten aus ihrem scheinbaren Hintergrunddasein wieder hervor und nehmen das Geschicht der ganzen Wlet in die Hand.

  • Erlösung und Neuschöpfung
    Welt und Mensch werden vom Bösen befreit und neu geschaffen. Dieses Motiv zieht sich durch alle traditionellen Vorstellungen vom Weltende durch. So werden etwa die Menschen nach ihren Taten oder nach ihrem Glauben gerichtet oder die Schöpfung gerät in einen Kampf zwischen Gut und Böse, in dem sie untergeht und sich wieder zur Einheit erhebt.

    Der segnende Christus in der Mandolra; Mosaik, 9. Jrhd., Capella di San Zeno, Santa Prassede, Rom.



  • Schuld und Angst
    Die Erzählungen vom Weltuntergang lösen Angstgefühle aus. Das hat nichts mit der ursprünglichen Absicht dieser Erzählungen zu tun, sondern gehört zu deren Wirkungsgeschichte. Die Auflösung dessen, worin wir leben und worauf wir bauen, erschüttert unser Sicherheitsgefühl.
    In der Antike und weitaus mehr in noch früheren Zeiten wurde dieses Endzeitszenario als eine Art Heimkehr empfunden. Der Mensch, der auf dieser Welt ein Fremdling ist, kehrt wieder an seinen Ursprung zurück. Alle Widersprüchlikeit und alles Leiden wird aufgehoben sein. Die damalige Botschaft der Weltuntergangserzählungen wollte daran erinnern, dass die Heimkehr nicht ohne die Mitverantwortung des Menschen ablaufen werde (wie ein "natürliches" Prinzip), sondern dass vielmehr den Taten des einzelnen Menschen Rechnung getragen wird.

    Der Triptychon von Hand Memling drückt viele der Ängste, welche die Menschen des Mittelalters beschäftigten, aus. Ausschnitt aus Das jüngste Gericht, Hans Memling, Öl auf Holz, 1466-1473, National Museum, Gdánsk.

    Während dem Mittelalter bestimmte die Erzählung des Jüngsten Gerichtes und des Weltendes das alltägliche Leben enorm mit. Einerseits vermochte diese Erzählung zu inspirieren und andererseits verhinderte sie Fortschritt und Innovation im heutigen Sinne. Mehr zu diesem Thema finden Sie unter mittelalter2.
    In einer Zeit wie der unsrigen, in der sich die Menschen mit der Welt recht gut arrangiert haben und sich mehr oder weniger beheimatet fühlen und kaum von einer - sagen wir - geistigen Anderwelt ausgehen, spricht natürlich die Weltuntergangserzählung eine andere Sprache. Sie wird als Bedrohung wahrgenommen.
    In diesem Rahmen sind die vielen Prophezeihungen des Weltendes zu verstehen, die gegenwärtig in kursieren. In religiösen Kreisen, die entweder traditionell oder fundamentalistisch orientiert sind, wird die Erzählung vom Weltende benutzt, um die eigene Sicherheit wieder herzustellen und die eigenen Moralvorstellungen zu zementieren - Moralvorstellungen notabene, die zum grossen Teil aus einer Zeit vor über 2000 Jahren stammen. In esotherischen Kreisen hingegen mischt sich eine Sehnsucht, dass die Welt endlich - und letzlich auch ohne unser Zutun - auflösen werde und wir von aussen gerettet werden, sei es von Göttern, einem regulativen Prinzip oder gar von ausserirdischen Wesen. Im wissenschaftlichen Diskurs dagegen wird von einer rein physikalischen Wirklichkeit ausgegangen und der Weltuntergang als eine notwendige Erscheinung des Universums untersucht. Dieser Diskurs der verschiedenen Weltuntergangsszenarien verursacht unter anderem jenes Gefühl von Sinnlosigkeit und Beliebigkeit, gegen welches Vertreter von esotherischen und religiös-reaktionären Kreisen ihre Prohpezeihungen aufbauen. Ein gegenseitiges Aufschaukeln des Wertepluralismus' und Moralisierens, ein Wechselspiel der Entfremdung und des Rückfalls in reaktionäre Traditionen, die Sicherheit versprechen.
    Um nichts dergleichen geht es aber im ursprünglichen Verständnis der Weltuntergangserzählungen.

Religionsgeschichtlicher Einblick [ nächstes kapitel ]

  • Das Weltende der Sumerer [ nächster abschnitt ]

  • Als eine Erzählung innerhalb des Gilgameschepos' wird die Geschichte der grossen Flut erzählt, in welcher die Welt und die Menschen beinahe alle untergehen, wenn nicht der listige Gott Enki einen Mann und dessen Frau im Traum gewarnt hätte. Die beiden bauen ein Boot und retten auch die Tiere.

    Fragment einer Tontafel – beschriftet mit der babylonischen Erzählung der Sintflut. 11. Tafel des Gilgamesch-Epos (gefunden von Austen H. Layard, 1851, mit der Bibliothek von Assurbanipal), Trustees of the British Museum.


    Aus dem Blickwinkel der Sumerer ist also ein Weltuntergangsszenario bereits in der Flutkatastrophe geschehen.
    Die Annahme, dass in sumerischen Texten von einem Planeten Nibiru die Rede ist, der wie ein Komet unser Sonnensystem durchkreuzt und im Jahr 2012 mit der Erde kollidieren wird, ist etwas weit hergeholt. Erstens sind sumerische Texte aufgrund der gleichzeitigen Bild- und Silbenschrift äusserst mehrdeutig und schwierig zu übersetzen, und zweitens würden selbst Hobbyastronomen den angeblichen Planeten längst entdeckt haben.

  • Das Weltende der Perser [ nächster abschnitt ]

  • In der Lehre des Zarathustra vereinen sich Elemente mesopotamischer und orientalischer Weisheit zu einer grandiosen und eigenständigen Religion, dem Zoroastrismus. Das Grundelement des Zoroastrismus ist der Kampf zwischen dem guten Schöpfergott Ahura Mazda und dem zerstörerischen Geist Ahriman (avestisch: Angra Mainyu), der insgesamt vier Perioden zu je 3000 Jahren andauert.


    Auf diesem Relief aus dr Zeit des Darius (550 - 486 v. Chr.) ist das Faravahar dargestellt (Menschenleib, der aus einem geflügelten Ring hervorragt), das Zeichen im Zoroastrismus für die Geburt der menschlichen Seele aus dem Kampf zwischen Gut und Böse; Bistun, Kermanshah, Iran (früheres: Bagastana)

    Das Reich Ahura Mazdas wird am Ende dieses Kampfes neu erstehen. Das Gute wird über das Böse siegen.
    Weil die Menschen die Wahl haben, sich zwischen dem Guten und dem Bösen zu entscheiden, werden sie am Ende dieses kosmischen Kampfes während einem Weltgericht nach ihren Taten und ihrer Gesinnung beurteilt. Wenn die Welt untergeht, wird also ein Jüngstes Gericht stattfinden, der böse Geist wird verschwinden und ein neues, ewiges Reich des Ahura Mazdas entstehen.
    Die Verwandtschaft mit der Apokalypse des Johannes ist offensichtlich. Viele Elemente der Lehre Zarathustras waren bis ins römische Reich weit über das ursprüngliche Wirkungsgebiet verbreitet und gehörten zum Allgemeingut. Diese Bezüge werden auf dieser Website unter kulturen aufgeführt.

  • Das Weltende der Ägypter [ nächster abschnitt ]
    Apophis verkörpert in der altägyptischen Mythologie das Chaos, die Zerstörung und die Finsternis, die den Sonnengott täglich bedroht. Er behindert die Fahrt der Sonnenbarke durch die Unterwelt und den morgendlichen Aufgang des Sonnengottes, indem er den Sonnengott und sein Gefolge mit hypnotischem Blick bedroht, die Sonnenbarke angreift und verschlingen will oder indem er seinen gewundenen Riesenschlangenkörper in den Weg stellt.

    Der widersprüchliche Gott Seth stellt sich Apophis entgegen; aus dem Grab Ramses' I, um 1290 v. Chr., Luxor.

    Apophis wird jedoch jedesmal zurückgedrängt, getötet und zerstückelt, um bei der nächsten nächtlichen Durchfahrt wieder als Widersacher aufzuwarten. In einigen wenigen Versionen des Mythos' verschlingt er den Sonnengott tatsächlich und speit ihn später wieder aus.
    Bemerkenswert am altägyptischen Mythos ist die endlos wiederkehrende Bedrohung der Welt und ihrer Ordnung durch Apophis, der schon vor der Erschaffung der Welt im Urchaos existierte. Es scheint, als ob die Perspektive der Ägypter eine stetige Bedrohung der Welt miteinschloss.
    Ob man nun die Fahrt der Sonnenbarke als Tagesablauf versteht oder - wie das ägyptische Totenbuch nahelegt - als Reise der Seele nach dem Tod, die Bedrohung der Welt bleibt in der altägyptischen Mythologie eine alltägliche, wiederkehrende, im Dunkeln schwelende Gefahr und nicht eine endzeitliche Zukunft.

  • Das Weltende der Griechen [ nächster abschnitt ]
    Die Mythologie der Griechen teilt die Menschheitsgeschichte in fünf Weltalter ein (Hesiod, Werke und Tage).

    [ Die Weltalter nach griechischer Mythologie sind:

    • Das Goldene Zeitalter
      Unter der Herrschaft des Kronos (Saturn) lebten die Menschen in einer Art Paradieszustand. Sie wurden nach ihrem Tod zu Schutzgeistern, die den Menschen helfen.
    • Das silberne Zeitalter
      Unter der Herrschaft des Zeus leben die Menschen in einer relativ sorglosen Welt, die aber schon nicht mehr im ewigen Frühling lebt. Da es den Menschen an Gottesfurcht fehlte, vernichtete sie Zeus nach kurzer Zeit. Sie werden zu den seligen Toten in der Unterwelt.
    • Das Eherne Zeitalter Die Menschen des ehernen Zeitalters widmen sich ganz dem Krieg und messen sich in Stärke und Gewalt. Auch ihre Häuser sind aus Metall gefertigt. Im Krieg und in einer grossen Flut, die Zeus sendet, sinken sie schliesslich hinab in den düsteren Hades. Die beiden überlebenden, Deukalion und seine Frau Pyrrha, wurden zu Stammvater und Stammmutter der nächsten Menschengeneration. Sie warfen auf Rat der Göttin Themis Steine hinter sich, aus denen danach ein "hartes" und tapferes Menschengeschlecht entstand.

      Deukalion und Pyrrha nach der Flut, Peter Paul Rubens, 1577-1640, Madrid, Museo Nacional del Prado

    • Das Zeitalter der Heroen
      In diesem Zeitalter treten unter den Menschen die Heroen auf, von denen die griechische Mythologie zu erzählen weiss. Deukalion, der Sohn des Prometheus, gilt als ihr Stamvater. Die Menschen dieses Zeitalters sind edel und tapfer und weilen nach ihrem Tod unter der Herrschaft des Kronos auf der Insel der Seligen (Elysium).
    • Das Eiserne Zeitalter
      Das gegenwärtige Zeitalter beheimatet das verkommenste Menschengeschlecht. Die letzte göttliche Kraft, die Gerechtigkeit, die göttliche Jungfrau, flieht die Erde und wird als Sternbild an den Himmel versetzt. ]

    Die antike Philosophie ging - anders als die Dichtung - davon aus, dass die Welt zyklisch, in sich wiederholenden Weltaltern, abläuft. Nach Philo (Über die Ewigkeit der Welt) glaubten die Stoiker, unsere Welt würde in periodischen Weltenbränden neu geformt. Ebenso treten bei Anaximander, Anaximenes, Heraklit, Diogenes von Apollonia, Platon, Aristarch von Samos und bei Ovid die Vorstellung von wiederkehrenden Weltzerstörungen und anschliessend neu beginnenden Zeitaltern auf.
    Die Protagonisten der griechischen Tragödie sind unvermeidlich in den eigenen schicksalhaften Untergang, der einer Art unabwendbarem Fluch gleicht, verstrickt. Sie leben sozusagen mit dem drohenden persönlichen Untergang.

    Ödipus, der Innbegriff der tragischen Figur. Der Abschied des Ödipus von den Leichen seiner Frau und Söhne, Edouard Toudouze, 1871, Ecole nationale supérieure des Beaux-arts, Paris

    Das Elysion, die Insel der Seligen, gleicht eher einem paradiesischen Himmel als einem Endzustand der Welt. Hier können die Heroen der alten Zeit unter der Herrschaft des Kronos in einem paradiesähnlichen Zustand ruhen. Parallelen dazu sind eher Avalon, Wallhall oder dem Reich des Amitabha.

    Mythologie, Dichtung und Philosophie beschreiben demnach verschiedene Vorstellungen von Weltuntergängen: die Mythologie erzählt von untergegangenen Menschengeschlechtern und Zeitaltern; die Dichtung widmet sich dem Problem der persönlichen Freiheit und gleichzeitigen Befangenheit in Schuld und Sühne, die aus der Sippschaft oder dem Volk auf dem Individuum lasten; die Philosophie entwirft eine zyklisch ablaufende Weltgeschichte mit sich wiederholenden Weltanfängen und Weltenden.

  • Das Weltende der Germanen [ nächster abschnitt ]
    Die nordische Mythologie nennt den Weltuntergang Ragnarök (altnord. „Schicksal der Götter“ - oft fälschlicherweise mit "Götterdämmerung" übersetzt).
    Nach drei Jahren Kampf und drei Jahren Winterzeit gewinnen die zerstörerischen Kräfte der Welt Überhand.
    Sonne und Mond werden verschlungen; Ungeheuer, wie der Fenriswolf und Midgardschlange, kommen frei und verwüsten die Erde. Sie verbünden sich mit den Feuerriesen und ziehen gegen die Götter in die Schlacht. Es sterben Ungeheuer und Götter zugleich, schliesslich setzt Surt, der stärkste der Feuerriesen, die Welt in Brand, die in der Folge völlig zerstört wird.

    Der gefesselte Fenriswolf wird - ähnlich wie das Tier der Apokalypse - am Ende dieser Welt wieder entfesselt sein und schliesslich im Kampf gemeinsam mit dem Göttervater Odin sterben; Isländische Illustration aus dem 17. Jh.

    Durch den Weltenbrand werden Ordnung und Chaos ins Gleichgewicht gebracht und der Allvater Fimbultyr schafft die Welt neu, die verbliebenen Asen treffen sich in den Resten Asgards.
    Am germanischen Mythos des Weltunterganges fällt auf, dass die Welt der Menschen und der Götter, also die diesseitige und die jenseitige Welt betroffen sind. Im Verlauf des letzten Kampfes stirbt sogar der Göttervater Odin.

  • Das Weltende der Mayas [ nächster abschnitt ]
    Die Mayas gingen von einem zyklischen Zeitmodell aus. Sie beobachteten die wiederkehrenden Ereignisse am Himmel und in der Natur und verzeichneten ihre Beobachtungen in verschiedenen Kalender. Die Maya-Priester interpretierten die Zylken, indem sie die verschiedenen Kalendermessungen aufeinander bezogen, und leiteten den Kultus, der den Zusammenhang der Menschen mit der "grossen Ordnung" gewährleitete.

    Ein Kalenderrad des Mayakalenders; zum obigen Bild liegt bisher noch keine genauere Angabe vor.

    Der Maya-Kalender geniesst in jüngster Zeit vermehrt Aufmerksamkeit, da nach ihm das Ende eines Baktun-Zyklus (die lange Zählung) bevorsteht.

    Mehr dazu auf dieser Website unter 2012.

    Für die Umrechnung eines Datums des Mayakalenders in andere Kalendersysteme, insbesondere den europäischen julianischen oder gregorianischen Kalender wird eine Korrelationszahl verwendet, die die Differenz zwischen dem Zahlenwert der Langen Zählung der Maya und dem julianischen Tag angibt. Trotz zahlreicher unterschiedlicher Ansätze wird die sogenannte Thompson-Gleichung von 584284 ± 1 Tag von der Mehrzahl der Fachleute akzeptiert und angewandt.

    Die Erforschung der Maya-Mythologie ist sehr schwierig und kann sich nur auf die Deutung sehr weniger Quellen stützen. Ihre Inhalte und Absichten sind vieldeutig und noch nicht restlos geklärt. Scheinbar darf aber davon ausgegangen werden, dass für die Mayas die Welt dreigeteilt war, nämlich in Unterwelt, Erde und Himmel unterschieden.

  • Das Weltende der Azteken [ nächster abschnitt ]
    Die Erzählung vom Weltende entwickelten die Azteken weitgehend aus der toltekischen Kultur, wonach der gegenwärtigen Welt bereits vier andere Welten vorausgegangen sind. Jede der vorangehenden Welten wurde duch Katastrophen zerstört und die Menschheit jedes mal ausgelöscht. Die gegenwärtige fünfte Welt wird aber ständig vom Untergang bedroht: die Sonne verschwindet vom Himmel, wenn sie nicht mit ihrer Nahrung (Tlaxcaltiliztli = Herz und Blut von Menschen) ernährt wird. Das war nach aztekischem Selbstverständnis die göttliche Aufgabe, mit der die Azteken beauftragt waren und die sie rituell vollführten.

    [ Die Menschheit der ersten Welt wurde durch Jaguare ausgelöscht. Am Ende der zweite Welt wurden die Menschen von Quetzalcóatl, der "gefiederten Schlange", in Form von Ehecatl mit einem magischen Wirbelsturm in Affen verwandelt. Die dritte Welt ging im Feuerregen unter. Die vierte Welt endete in einer gigantischen Flut, welche nur eine Frau und ein Mann überlebten und schliesslich von Tezcatlipoca in Hunde verwandelt wurden. ]

    Der aztekische Gott Quetzalcoatl (gefiederte Schlange) in einer Darstellung im Codex Telleriano-Remensis, 16th century

    Die heutige Menschheit erschuf Quetzalcóatl, der Gott "gefiederte Schlange". Er besprengte die Gebeine der alten Toten mit seinem Blut und erweckte sie wieder zum Leben. Damit begann die Zeit dieser fünften Welt. Sie ist verdammt, in einem gewaltigen Erdbeben unterzugehen. Dann werden die skelettartigen Monster aus dem Westen, die Tzitzimime, erscheinen und alle Menschen töten.
    Die aztekische Erzählung vom Weltungtergang dominiert der Glauben, das Universum sei instabil und fortwährend von Tod und Zerstörung bedroht. Die blutigen Menschenopfer erfüllten dabei folgende zwei Funktionen: sie hielten den drohenden Weltuntergang ab und erinnerten zugleich an die erweckung der Menschen durch Quetzalcóatl.

  • Das Weltende im Judentum [ nächster abschnitt ]
    Das Judentum sah sich im Lauf seiner Geschichte immer wieder vor denselben Widerspruch gestellt. Der Bund, den ihm der eine und einzige Gott zugesprochen hatte, schien ständig in Frage gestellt.

    [ Wie hier auf dieser Seite unter angst dargelegt wird, ergibt sich ein logisches Problem, wenn ein Gott von so hoher Selbstidentität und Zuverlässigkeit wie der jüdische Gott sein Volk in den Sklavendienst in Ägypten entliess (1500 - 1300 v. Chr), wenn er seinem Volk das Exil in Babylonien (586 - 538 v. Chr.) zumutete, wiederkehrende Fremdherrschaft nicht einfach zerschlug und wenn er ihm weder die völlige Volkszersplitterung, noch wiederkehrende Progrome, Gettoisierungen und Feindlichkeiten, noch den Holocoust des 20. Jahrhunderts ersparte. Die Lösung des jüdischen Volkes war - zumindest in früherer Zeit - niemals an der Beziehung (und das bedeutet am Bund) mit seinem Gott zu zweifeln, sondern an der eigenen Rolle. ]

    Ezechiel sieht in seiner Vision den nahenden Menschensohn auf einem Wagen mit Feuerrädern kommen. Diese Vision wird oft im Zusammenhang mit der Apokalypse genannt. Die Vision Ezechiels, Troyes, 1150-1200 Bibel von Montiéramey, (Troyes, B.m., ms. 0028, t. I, f. 220, 28)

    Die jüdische Tradition des Alten Testamentes und der apokalyptischen Literatur wird vom Bedürfnis angetrieben, diesen Widerspruch zu lösen. Sie will den einen zuverlässigen Gott im Wechsel der Zeit erkennen. In diesem Sinne sind die Passagen über die Endzeit, die in diesen Texten auftauchen, zu verstehen. Am Ende der Zeit wird eine Friedenszeit anbrechen, in welcher der Messias sich mit den Gerechten verbinden und die Gottlosen vernichten wird.
    Mehr zu den Wurzeln apokalyptischer Gesinnung in der Traditionsgeschichte des Judentums finden Sie auf dieser Website unter apokalypsen und judentum.
    Als traditionsgeschlichtliches Umfeld des Christentums haben die jüdischen Vorstellungen vom Weltende selbstverständlich in die Apokalypse Eingang gefunden. Nicht zuletzt auch durch das Bestreben christlicher Autoren, den eigenen Glauben auf dem Untergrund jüdischer Prophetie zu verstehen.
    Obwohl die Sintfluterzählung auch den Weltuntergang beschreibt, wird sie selten im Zusammenhang mit der Offenbarung erwähnt. Das rührt wohl daher, dass sie in die Vergangenheit verlegt ist und literarisch wenig mit der Apokalypse gemeinsam hat. Aber auch hier stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Gott und Mensch - und es stellt sich die Frage, ob Gott zum Schluss doch noch von seinem Versprechen, das er mit dem Regenbogenbesiegelte, absehen wird …
    Die Plagen, die Moses in Gottes Namen über Ägypten hereinbrechen lässt, werden allerdings von Theologen oft mit den Plagen der Apokalypse verglichen. Und, wie auf dieser Seite unter judentum gezeigt wird, durchaus nicht ohne Grund.

  • Das Weltende im Christentum [ nächster abschnitt ]
    Im Christentum vollendet sich die Heilsgeschichte (ähnlich wie in Judentum und Islam) mit dem Weltende und der Neuschafffung der Welt. Am Schluss der Menschheitsgeschichte leben die Menschen zwar wieder in Beziehung mit der göttlichen Wirklichkeit, aber sie befinden sich nicht im paradiesischen Anfangszustand, sondern in einem neu geschaffenen Daseinsmodus. Die nackten unschuldigen Menschen des Paradiesgartens sind zu weissgekleideten "Heiligen" in einer leuchtenden Stadt geworden, die von ihrer Schuld umgekehrt sind und zur Gemeinschaft in Frieden gefunden haben.

    In der Offenbarung des Johannes erscheint Christus als Allherrscher (Pantokrator) und Richter der Welt. Diese Vorstellung hat in der frühen Kirche zu vielen Pantokrator-Portraits des kommenden Christus geführt. Im Bild: Christus als Pantokrator in der Apsis der Kathedrale von Cefalu, Sizilien (Italien). Mosaik im byzantinischen Stil.

    Während in den Evangelien des Neuen Testamentes die Heilsgeschichte Jesu Christi auf die Lebensumstände von einzelnen betont wird, wird in der Apokalypse die Heilsgeschichte im Rahmen der ganzen Menschheit geschildert. Die Spannung zwischen der Vollendeten Heilstat Christi in Kreuzigung und Auferstehung und dem Moment tatsächlicher Gottesherrschaft beschäftige das Christentum der ersten Jahrunderte dringlich. So war die Erwartung des nahen Reiches Gottes stets präsent.
    Die Vorstellung eines endzeitlichen Gerichtes, in dem die Toten und Lebenden nach ihren Taten beurteilt werden, ist dem Christentum, dem Judentum und dem Islam gemeinsam und taucht bereits in den Religionen Mesopotamiens und des alten Ägyptens auf.
    Da sich diese ganze Website mit dem Weltende im christlichen Sinne beschäftigt, finden Sie mehr Informationen unter allen Menupunkten.

  • Das Weltende im Islam [ nächster abschnitt ]
    Das Weltende ist im Islam ein wichtiges Thema. Rund ein Fünftel der im Koran aufgeschriebenen Offenbarungen Allahs betreffen die Endzeit. Der Weltuntergang wird schlicht "die Stunde" genannt und von Allah allein festgesetzt. Allerdings gibt es Vorzeichen: nach einer Zeit der Bedrängnis, die sich mit Gewalttaten, Sittenzerfall und Krankheiten äussert, wird die Umma (die islamische Gemeinde) nur noch ein Schatten ihrer selbst sein.

    Mohammed (oben rechts) reitet auf Buraq ins Paradies, der Engel Gabriel geht ihm voraus (oben links). Dies ist eine seiner wunderbaren Reisen, in denen er wärhend der Nacht die geistige Wirklichkeit durchreist. Persisch, 15. Jrhd., aus dem Manuskript Miraj Nama, Bibliotheque Nationale, Paris.

    Dann wird der Dajjal (Antichrist) erscheinen, ein Monster mit einem Auge und dem Zeichen Kafir (Ungläubiger) auf der Stirn, und die Endzeit einleiten. Er wird die Menschen zu Egoismus und Materialismus verführen, bis sein Gegenspieler, der Mahdi (Retter, Befreier) auftaucht und schliesslich ein tausendjähriges Reich des Überflusses und Reichtums. Dann kehrt Isai, der Sohn Marias (Jesus) als Gottgesandter (nicht als Sohn Gottes oder als Auferstandener) zurück und reiht sich in die Umma ein.
    Mit einem ersten Posaunenstoss geht schliesslich die Welt vollständig unter. Nur Gottes Angesicht bleibt bestehen. Himmel und Erde erstehen zu einer neuen Schöpfung. Mit einem zweiten Fanfarenstoss erweckt schliesslich der Erzengel Israfil die Toten seit Adam zur Auferweckung.
    Auch der Islam lehrt wie das Christentum ein Gericht nach dem Tod des einzelnen, sowie das Endgericht am Ende der Zeit.

  • Das Weltende im Hinduismus [ nächster abschnitt ]
    Der Hinduismus kennt ein periodisch wiederkehrendes Weltende, das in die kosmische Zerstörung und Neuschaffung des Alls eingebettet ist. Diese Vorstellung findet sich schon in der 3000 Jahre alten heiligen Schrift Atharvaveda wieder. Seit dem 5. Jrhd. v. Chr. kommt die Einteilung der Zeit in 4 Weltzeitalter (indisch: "Yuga") auf: 1. Kritayuga, 2. Tretayuga, 3. Dvapara-Yuga und 4. Kaliyuga. Wir befinden uns gegenwärtig in einem Kaliyuga. Dieses Zeitalter trägt deutlich endzeitlichen Charakter: es zeigt den laufenden Verfall der Menschheit und wird den Weltzylkus abschliessen.

    Shiva, einer der drei Hauptgottheiten im Hinduismus, ist der Weltzerstörer. Er zerstört und transformiert das Irdische. In dieser Darstellung erscheint Shiva im Zeichentrickfilm der amerikanischen Künstlerin Nina Paley Sita sings the Blues, 2009.

    [ Im ersten Weltzeitalter leben die Menschen in Vollkommenheit und sind frei von bösen und ledivollen Erfahrungen. In jedem darauf folgenden Zeitalter nimmt die Vollkommenheit einen Viertel ab. Zusammen ergeben die vier Weltzeitalter das Mahayuga (= grosses Weltzeitalter) das 4 Millionen und 320 Tausend Menschenjahre dauern soll, 1000 Mahayugas ergeben dann ein "Kalpa". Das entspricht einem Tag Brahmas, also einem Göttertag. Am Ende des Göttertages wird dann nicht nur die Welt, sondern das gesamte Universum untergehen. In einem hundertjährigen Feuerbrand wird die uns bekannte Welt in Asche gelegt und in der darauf folgenden hunterjährigen Weltflut wird der Raum versinken.
    Das Universum wird sich im Absoluten, in der totalen Überschreitung auflösen und nur eine indifferente, flimmernde Masse, die undifferenzierte Ursubstanz zurück lassen. ]

    Dieser totale Weltuntergang ist indessen nicht das Ende, sondern nur eine Ruhepause. Sie wird vielmehr verglichen mit einer Götternacht, die auf einen Göttertag folgt. Brahma ist bildlich gesrpochen am Schlafen und das ganze All ruht in regungslosem Weltentiefschlaf. Danach wird das All wieder in jugendlicher Frische und unberührter Vollkommenheit von Neuem erwachen und ein neuer Göttertag anbrechen.
    Gemeinsam mit dem Buddhismus gilt im Hinduismsu der Mensch nicht zur endlosen Wiederkehr verurteilt. Es gibt es für den Menschen die Möglichkeit, aus diesem ewigen Strom der Zeit auszubrechen, nämlich als Jivanmukta (zu Lebzeiten Befreiter, im Buddhismus als Buddha = Erwachster) der die Erleuchtung erlangt und ins Nirwana eingehen kann.

  • Das Weltende im Buddhismus [ nächster abschnitt ]
    Auch der Buddhismus geht von Weltzeitaltern aus, die aber anders als im Hinduismus zeitlich nicht festgelegt sind. Dem einzelnen Menschen ist es möglich, im Zustand der Erleuchtung das Rad der Zeit zu durchbrechen und ins Nirwana einzugehen, oder er kann als Boddhisattva auf die Erleuchtung verzichten und anderen Menschen helfen, diesen Zustand zu erreichen.
    Für die nicht erleuchteten Menschen indessen wirkt das ewige Weltgesetz weiter, das aus der Tätigkeit des Weltschöpfers, des Welterhalters und des Weltzerstörers in stetiger Abfolge und Wiederholung die Welt entstehen, bestehen, vergehen und nicht existieren lässt. Nach einer Phase des Nicht-Exisiterens wird eine neue Welt hervor gebracht.
    In der Zeit des Weltbestandes wechseln sich Perioden starker und schwacher geistiger Kräfte ab, wobei in Zeiten schwacher geistiger Kräfte als Hilfe Welt-Erleuchtende Buddhas auftreten. Der historische Buddha war bereits der siebte.

    Maitreya wird oft als heiterer und in sich ruhender Buddha dargestellt. Hier eine Skulptur des Maitreya (des künftigen Buddhas) in einer Höhle bei Feilai Feng (der Gipfel, der von ferne heranflog), Hangzhou, China

    Angesichts der gegenwärtigen Unordnung und Komplexität warten viele Buddhisten auf das erscheinen des nächsten Buddhas - auf Maitreya. Ganz am Ende dieser Welt wird ein letzter Buddha, der noch nicht gekommene, ein tausendjähriges Friedensreich stiften und die Menschen retten. Aber er wird nicht die kosmische Weltauflösung verhindern. Nachdem die Welt durch Feuer, Wasser und Wind zerstört sein wird und die Zeit der Nichtexistenz durchlaufen hat, wird eine neue Welt entstehen.

  • Das Weltende der chinesischen Religion [ nächster abschnitt ]
    Das Weltende beschreibt die taoistische Kosmologie als Rückkehr der Vielheit zur Einheit. Mensch und Welt sind bestimmt, aus der "Fremde" in die "Heimat", in das All-Eine (Tao), zurückzukehren. Der Heilsweg des Menschen zur ursprünglichen Quelle ist "Wuwei", ich-freies Handeln im Einklang mit der kosmischen Ordnung. Er ist frei von eigener Tätigkeit, er lebst nicht, sondern lässt sich leben, vom universalen Bewusstsein durchwoben.

    Im Ying-Yang-Symbol drückt sich eine Grunderfahrung aus: das dynamische Wechselspiel der Gegensätze. Sie werden - nach teoistischer Ansicht - dereinst auch den Weltuntergang bewirken.

    Himmel und Erde werden „vergehen", was auf taoistisch heisst, dass der Kosmos (dieser Wirbel der Zehntausend Dinge und Wesen) sich phasenweise zurück zum Ursprung verwandelt, sobald die Entfaltung des Weltalls ihren Höhepunkt erreicht hat.
    „Es gibt nichts Dauerndes ausser dem Wandel", sagten die alten Chinesen. Endloses Entstehen und Vergehen. Der kosmische Tanz von Yin und Yang, der den Prozess der Schöpfung ausgelöst hat, wird also, wenn die Zeit gekommen ist, ebenso den Prozess der Zerstörung bewirken.
    Aber wie und wann die Rückkehr zur Einheit - sprich: der Weltuntergang - passiert, bleibt offen. Das Finale in der Kosmologie des Taoismus entbehrt jeder apokalyptischen Dramatik.

Einblick in die Neuzeit

Zeitalter der Vernunft [ nächster abschnitt ]

Im Zuge neuzeitlichen Weltverständisses rückt die jenseitige Welt aus dem Blick und der Glaube an eine Wirklichkeit Gottes wir immer dünner. Diese Haltung wird allgemein als gewonnene Freiheit erlebt, welche die Ketten des Mittelalters und seiner von Gottesfurcht geprägten Mentalität sprengt. In der Neuzeit entwickelt sich allmählich der Individualismus, wie wir ihn heute kennen, der allerdings gerade heute vom Phönomen der Massenkultur auf das Massivste erschüttert wird.

In seinem Bild Colconde stellt Magritte die Massenkultur dar. Bild von 1953.

[ Nebst dem Individualismus entwickelte sich in der Neuzeit eine Konzentration der Wissenschaften auf die physikalische Welt und parallel dazu eine Politik des Zwecks und schliesslich der Sicherheit und Wirtschaft. Die Befreiung des Individuums wird spätestens bei Kant abgeschlossen, wonach einzig die Erscheinung der Dinge "an sich", wie sie für uns erfahrbar ist, als Ausgangspunkt der Erkenntnis gelten kann.
Der tätige Mensch, der sich die Welt selbst einteilt und einrichtet, tritt nunmehr seinen Siegeszug über das Weltgeschehen an. Die kantsche Kritik der Vernunft, welche über die "Dinge an sich" nichts aussagen könne, wurde schliesslich im Positivismus und anderen philosophieschen Richtungen des 20. Jahrunderts aufgenommen. Der Mensch blieb zurück in einer Welt, die er zwar frei bestimmen und gestalten konnte, aber die für ihn zunehmend zur Kulisse und zur Ware geworden war. ]

Das kritische neuzeitliche Weltbild rief seinerseits Kritik auf den Plan. In Dichtung, Kunst und Philosophie meldeten sich andere Positionen. Die religiösen Traditionen nahmen entweder die Individualisierung und Wissenschaftlichkeit der Neuzeit an oder verwehrten sich ihr in einer traditionstreuen Haltung.
Umkreiste die Kritik am neuzeitlichen Weltbild zuerst eher das Thema der Entfremdung und der Entzauberung der Welt (etwa in den literarischen Genren von Sturm und Drang (Selbstmord) oder der Romantik (Selbstfindung), so nahm die Kritik in einigen Vertretern der phantastischen Literatur (Science Fiction als mögliche "besere" Zukunft oder als Weltuntergang) sowie der Horrorliteratur (Geister, dämonische Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten) sogar deutliche kritische Formen an:

Frankenstein: Triumpf der Vernunft oder Überheblichkeit des Menschen? Frankenstein als Schöpfer mit den Mitteln der Wissenschaft, ist den konkreten Problemen seiner Kreatur nicht gewachsen. Szenenbild aus dem Film Frankenstein aus dem Jahre 1931, Regie James Whale, Universal.

[ Frankenstein, der die Frage nach den Grenzen der Wissenschaft auslotet, und Dr. Jekyll, dessen Genius zum eigenen Albtraum wird und nicht das "Gute", sondern das "Animalische" im Menschen freilegt, sind nur frühe Beispiele dieser Neuzeitkritik, welche sich mehr und mehr auf das Weltende ausweiten sollte. Das ist ein Vorgang, der parallel zur Entwicklung des Menschlich-Machbaren läuft und in den Weltuntergangsszenarien der Popkultur mündet. Mit Godzilla, einem echsenartigen Riesenmutanten, der aus atomaren Tests entstand, verarbeitet Japan die Hiroshima-Katasrtophe. Akira, einem im Forschungslabor ausser Konrtolle geratenen Kind, thematisiert einen möglichen 3. Weltkrieg. Der untote Zombie stellt den Menschen als Teil der passiven, willenlosen Konsumgesellschaft dar, dessen Lebensinhalt nur noch das Konsumieren (Fressen) ist. Eine Zusammenstellung moderner Weltuntergangsszenarien finden Sie auf dieser Website unter gegenwart. ]

Einen weiteren Ansatz, der nicht gerade einen Weltuntergang, aber zumindest das Ende des Kapitalismus' thematisiert, bildet der westliche Marxismus, der gegenüber dem selbstorganisierenden und selbstregulierenden politischen System zentrale Kritik übte.

[ Dagegen kann beim klassischen Marxismus nicht von einem Untergangsszenario im eigentlichen Sinne gesprochen werden. Es handelt sich dabei eher um eine Geschichtsphilosophie, deren letzter Zustand eine Art Utopie ist und von einem Ideal aus Kritik am bestehenden Zustand übt. ]

Das dritte Reich [ nächster abschnitt ]

Obwohl in der Vorstellung des 3. Reiches die Idee des tausendjährigen Reiches (Chiliasmus), einer ganzen Heilsgeschichte und der Geschichtseinteilung des Joachim von Fiore mitspielt, gilt die Ideologie der nationalsozialistischen Partei nicht als endzeiltich. Sie nutzt die Paradigmen der Apokalypse für ihre eigenen Zwecke:
Die arische Rasse, der das Himmlische Jerusalem und die Erlösung gilt, muss in der vorangehenden "Christusschlacht" durch Krieg und Entbehrung gehen, dann wird das tausendjährige Reich erstehen. Selbstverständlich konnte die Apokalypse als solche kaum innerhalb des Nationalsozialismus' wahrgenommen werden. Der totalitäre Anspruch der Ideologie erlaubte keine Nebetöne. Aber im Hintergrund, als unbewusst schwelender Brei aus Schrecken und Hoffnung schien er das Weltbild der Partei und des Regimes zu bestätigen.
Mehr dazu finden Sie hier.

Moderne und Postmoderne

Die Postmoderne formuliert den Bruch mit der Moderne und ihre Überwindung in wisenschaftlicher, politischer und kultureller Hinsicht. Als Beginn der Postmoderne wird oft die Sprengung der vom Architekten Minoru Yamasaki erbauten Sozialsiedlung Pruitt-Igoe in St. Louis im Jahre 1972 genannt. Die Moderne hatte ihren avantgardistischen Optimismus und ihre frische Innovation längst an den Funktionalismus verloren und hinterliess eine Spur der Entfremdung und Sinnlosigkeit.

Die Wohnsiedlung in St. Louis, erbaut in den frühen 1950-er Jahren, wurden am 16. März 1972 abgerissen. Ein Ereignis, das den Tod der modernen Architektur einleitete. Der Architekt der Siedlung, Minoru Yamasaki, hat unter anderem auch die Twin Towers erbaut …

Die Postmoderne kann natürlich nicht als Träger apokalyptischer Vorstellungen in Betracht kommen. Sie übt Kritik an der Moderne und weist damit auf mögliche Katastrophen hin. Aber mit ihren Forderungen etwa nach Pluralismus, Hinwendung zur Emotionalität und zum Spiel mit Traditionen befruchtet sie die Popkultur weitaus mehr, als beim ersten Blick angenommen wird. Im Bunde mit der politischen Weltsituation (Arbeitslosigkeit, globale Bedrohungen durch Wirtschaft oder Kriegstechnologie, zunehmende gesellschaftliche Ungleichgewichte) und der drängenden Umweltfrage (Umweltkatastrophen, Klimaerwärmung, Ozonloch), welche den Weltuntergang immer näher rücken und greifbarer machen, entsteht eine Wertepluralismus, der sich bis zur Beliebigkeit und zur No-Future-Stimmung entwickelt.

Der Film Der Tag, an dem die Erde still stand ist ein Remake des gleichnamigen Filmes aus dem Jahre 1951 und erzählt, wie ausserirdische Wesen versuchen, die erde vor den zerstörerischen Menschen zu retten. Ausschnitt aus dem Filmplakat, 2008.

Die gegenwärtige Popkultur nimmt Weltuntergangsszenarien in Film und Comix auf – manchmal sogar in Anlehnung an die Offenbarung - und begegnet manchmal mehr manchmal weniger gelungen, den Ängsten unserer Zeit. Eine Zusammenstellung moderner Weltuntergangsszenarien finden Sie auf dieser Website unter gegenwart.


Notizen zu Weltuntergängen:

Hier ist eine Liste bereits angekündigter Weltuntergänge zu finden.




Hier finden Sie eine interessante Zusammenstellung unterschiedlicher Weltuntergangs-szenarien.

Alles, was wir lieben, geht verloren …; Szenenbild aus dem Katastrophen-Film 2012 von Regisseur Roland Emmerich, 2009.



Der Ablauf von Weltun-tergangsszenarien verläuft nach einem Erzählmuster (Ausgangslage, Problem-stellung, Höhepunkt, Lösung, Untergang (Tragödie) oder Happy End (Komödie)) aufgebaut. Hier finden Sie mehr Informationen zur Dramaturgie und als Illustration die sogenannte Franzsche Pyramide in einer PDF-Datei (44 KB).


Die Welt ist eine Bühne - sogar die Erzählungen von Weltunter-gängen laufen nach einem allgemeinen dramaturgischen Muster ab.
Dieses Bild ist der Website alyssaravenwood.com entnommen.



Möchten Sie einen Blick in die astronomischen Modelle zum Weltuntergang werfen? Hier finden Sie Videos zu den drei hauptsächlichen Modellen, mit denen die Atrsophysik einen möglichen Weltuntergang erklärt:
Video zum Big Rip (en),
Video zum Big Crunsh (de),
Video zur ewigen Expansion (de, hier wird besonders der Erzählcharakter der wissenschaftlichen Theorie deutlich: "unsichtbare" Materie, "dunkle" Materie etc.)

Ausserdem erhalten Sie hier einen guten Überblick der drei Theorien

Ausschnitt aus dem inzwischen berühmt gewordenen Holzstich, in Camille Flammarions 1888 erschienenem Band L’Atmosphère, Météorologie populaire veröffentlicht.

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