Übersicht
Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott Jhwh, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
(Off 1,8)
Christus als Pantokrator (Weltkugel in der linken Hand, die rechte zum Friedensgruss gehalten, Alpha links, Omega rechts).
Leider schon vielfach repariert: Ausschnitt aus dem Decken-Relief im Eingangsbereich der Ruine der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche, 1895.
Weitere Information zur Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche.
Der Gott des Alten Testamentes ist ein Gott der Identität. Er hält seine Versprechen. Er ist, war und wird immer sein. Aus dieser Grunderfahrung wird das Geschichtsverständnis der Juden verständlich: Gott greift in die Geschichte ein und nimmt am Leben seines Volkes Anteil. Er lenkt die Geschicke seines Volkes und lässt ihnen gleichzeitig Freiheit. Er schliesst mit den Menschen einen Bund und muss ihn ständig erneuern und sein Volk daran mahnen. Die Schwierigkeiten und Schwankungen gehen immer von Gottes Volk aus. Gott hingegen bleibt sich treu - er bleibt identisch. Gott regaiert mit Mahnen, Erneuern und Strafen und er spricht zu seinem Volk durch die Propheten.
Da hatte wohl JHWH auch seine Hand im Spiel: Moses wird von seiner Mutter in den Nil gelegt, Alexey V. Tyranov, 1839-1842.
Die Identität Gottes verleiht der Geschichte seines Volkes einen roten Faden, der durch alle Wirrnisse, Errungenschaften und Verluste der alttestamentlichen Erzählungen
immer wieder aufgenommen wurde, ein Faden, der anfangs nur vereinzelt und spätestens nach der babylonischen Gefangenschaft mit klaren apokalyptischen, d. h. auf das Ende
der Geschichte und der endgültigen Ordnung Gottes gerichteten Zügen verknüpft wurde.
Prophetie und Apokalypstik sind also zwei unterschiedliche Gattungen: während der Prophet Mahnungen, Verheissungen oder Gerichtsandrohungen zu einer bestimmten geschichtlichen
Lage an das Volk Gottes richtet, entwirft der Apokalypstiker ein Bild der Weltgeschichte bis zu ihrem Ende und bis zur Erschaffung einer neuen Welt.
Einen kurzer Gang durch die alttestamentliche Entwicklung dieser apokalypstischen Motive lesen Sie im nächsten Abschnitt.
[ Mehr zur jüdischen Geschichtsschreibung finden Sie auf dieser Website unter Das Geschichtsverständnis des Volkes Israel . ]
Weltuntergangsszenarien gibt es bereits im Alten Testament. Streng genommen gehört schon die Vertreibung Adam und Evas aus dem Paradies dazu: der Mensch wird aus der Welt,
wie sie Gott vorgesehen hatte, vertrieben (Gen 3, 14-24) und das Paradies wird ihm auf diesem Weg für immer verschlossen (Gen 3, 24). Das nächste Weltuntergangsszenario
ist wohlbekant: die Sintflutkatastrophe (Gen 6-9,17), der ein nues Verhältnis zwischen Gott und Mensch folgt. Gott schliesst einen Bund mit Noah (Gen 9,1-17). Ein drittes
Ereignis, in welchem die Welt der Menschen teilweise abgebrochen wird, ist die Sprachverwirrung, die Gott nach dem Turmbau zu Babel über die Menschen verhängte.
Pieter Breugel der Ältere: der Turmbau zu Babel - er war nach 1. Mose 11, 1 - 9 der Beginn der Sprachverwirrung, 1563, im Kunsthistorischen Museum in Wien.
Die Erzählung des Sündenfalls ist sehrwahrscheinlich um 900 v. Chr. geschrieben worden (während der erste Schöpfungsbericht (Gen 1,1-2,4), das sogenannte Siebentagewerk erst während dem balylonsichen Exil verfasst wurde). Auch die Erzählung der Sintflut und vom Turmbau sind höchstwahrscheinlich aus alten Erzählungen wiederholt redaktionell überarbeitete Formen und sind nicht in allen Teilen vor der prophetischen Tradition entstanden.Miniatur aus der Bibel der Abtei Maria vom Park in der Region Louvain, 1148: Der Buchstaben V mit dem Propheten, der in ein Horn bläst, eine Keule in der Hand hat und von zwei geflügelten Tieren umgeben ist. In der British Library in London.
Amos kündete im Nordreich Israel einen „Tag JHWHs“ an, der „Finsternis, nicht Licht“ für Israel bringen werde (Am 5,18-20).Jan van Eyck, Der Prophet Micha, Ausschnitt aus dem Genter Altar, 1432 oder 1435.
Micha verkündet Ähnliches im Südreich, verbunden mit einer endzeitlichen „Völkerwallfahrt“ zum Zion, dem Tempelberg in Jerusalem (Mi 4,2-4).Der Prohpet Jesaja, Marc Chagall, 1968, Privatsammlung.
Jesaja verbindet innergeschichtliche Gerichte, die Fremdherrscher an Israel vollstrecken, mit einem Völkergericht und universalisiert sie (Jes 2, Joel 4 u. a.).Jeremia (Patrick Dempsey), Szenenbild aus dem Bibelfilm "Jeremia", 1998 (D/I/USA), Regie: Harry Winer.
Jeremia greift 200 Jahre später auf Michas Unheilsprophetie zurück; seine Prophetie bezieht sich auf die politischen Ereignisse bis zur ersten Tempelzerstörung und Exilierung der judäischen Oberschicht (586 v. Chr.).
Ezechiel beschreibt in Kapitel 37 eine Vision, in der Gott die Toten Gebeine des Volkes wieder zum Leben erweckt. Sie erinnert stark an die Schöpfungsgeschichten
der Genesis 1 und 2. Hier wird erstmals die Vorstellung einer Totenauferweckung formuliert.
Fresko aus Doura Europos, der Grenzstadt des römischen Imperiums, die 312 v. Chr. von
Seleukos I gegründet und 256/257 n. Chr. von den Sassaniden zerstört wurde.
Daniel in der Löwengrube. Ein bekanntes Motiv aus dem buch Daniel (Kap 6).
Fresko aus den Katakomben, 2 Jhrd. Rom.
Das babylonische Exil war eine tiefgreifende Erfahrung für das jüdische Volk. Das Exil dauerte von 598 v. Chr. (Eroberung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar II.)
bis zur Eroberung Babylons 539 v. Chr. durch den Perserkönig Kyros II. Die jüdische Oberschicht wurde nach Babylon deportiert und umgesiedelt. Zwar wurden sie weder zu Fronarbeit oder
Sklavendienst noch zu einem Religionswechsel gezwungen, aber die jüdischen Priester erkannten darin eine Strafe Gottes, der eine Verheissung und eine Rückkehr nach Jerusalem folgen
sollte.
Nehemia hatte mit Esra zusammen nach dem babylonischen Exil das zerstörte Jerusalem wieder aufgebaut und dabei die eigene Tradition wieder entdeckt. Sie dürfen als die eigentlichen
Begründer des Judentums gelten.
Nehemia sieht die Truemmer Jerusalems, Jacques-Joseph Tissot, um 1860, Jewish Museum, New York.
Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen jüdischer und christlicher Apokalyptik können einfacher in einer vergleichenden Tabelle nachvollzogen werden es soll ausserdem auch die christliche Apokalyptik von der Offenbarung an Johannes unterschieden werden.
Jüdische Apokalyptik | Christliche Apokalyptik | Offenbarung an Johannes |
Gott wird der Geschichte ein Ende setzen und in einer neuen Weltzeit über die Welt herrschen. | Gott wird das Böse überwinden und eine neue Welt schöpfen, in der er mit den Menschen lebt. | |
Das endgültige Heil steht den Menschen in der Zukunft noch bevor. | Das endgültige Heil hat bereits mit Jesus Christus angefangen. | |
Der Autor gibt sich als eine grosse Persönlichkeit der Vergangenheit aus. | Der Autor nennt seinen Namen und seinen Bezug zu seinen Zeitgenossen und zum Zeitgeschehen. | |
Der apokalyptische Bericht stammt aus alten Zeiten und wurde wieder gefunden. | Der apokylptische Bericht richtet sich aus der Gegenwart in die Zukunft. | |
Die Visionen sind teilweise mit Angaben zu himmlischen Sphären angereichert. | Die Visionen schildern einen Ablauf und geben nur am Rande einblick in die Himmel. | |
Bildsprache, Aufnahme von mythologischen und religiösen Motiven aus orientalischen Religionen. | ||
Schrift ist als Ermutigung für die Gläubigen angelegt. Sie soll zum Glauben mahnen. | Schrift ist als Ermutigung für die Gläubigen angelegt. Sie soll zum Glauben mahnen und zum Handeln auffordern (bes. Sendschreiben). |
Holzdruck mit dem Gottesnamen. Herkunft unbekannt.
Weitere Informationen zur Identität Gottes und dem Gottesnamen "Ich bin, der ich bin" finden Sie bei
Wikipedia.
Babylonisches Exil
Der gegnerische König Haman ist in Ungnade gefallen und macht sich auf, um sich bei Mordechaj (und damit bei allen Juden) zu entschuldigen (Szene aus dem Buche Esther
Kap 2,21 - 3,15).
Haman macht sich auf, um Mordechai zu ehren, Rembrandt, um 1665, St. Petersburg, Eremitage.
Die Menora, der 7-armige Leuchter ist ein typisches Symbol des Judentums © Grace Winter / PIXELIO
Falls Sie mehr über das Judentum erfahren möchten, finden Sie hier verschiedene Links: