Übersicht
Auf den ersten Blick scheint es ein schier unmögliches Unterfangen zu sein, in der Offenbarungschrift des Johannes eine Struktur oder
eine klare Abfolge zu erkennen.
Eine Einteilung des bildgewaltigen Werkes hilft aber, sich zu orientieren und die einzelnen Passagen in ein Verhältnis zu setzen. Ds wurde
und wird auf verschiedene Art gemacht. Hier werden diese verschiednenen Einteilungen vorgestellt. Auf dieser Website wird aber die
Apokalypse nach historisch-kritischen und spirituellen Gesichtspunkten eingeteilt. Diese beiden Ansätze sind wohl die fruchtbarsten.
[ Vergleichen Sie dazu die beiden auf dieser Website kurz erklärten Ansätze: den historisch-kritischen sowie den spirituellen Ansatz. ]
Lange Zeit konzentrierte sich die Auslegung auf Zahlenverhältnisse, insbesondere auf die Siebenzahl, mit der Textausleger die Offenbarung dann bis ins Detail einzuteilen versuchten. Die Konzentration auf die Siebenzahl begründet sich natürlich aus der Absicht, das Verhältnis der drei grossen Visionsreihen (sieben Siegel, sieben Posaunen, sieben Schalen) untereinander und zu den sieben Sendschreiben zu klären.
Die sieben Engel mit den sieben Posaunen, um 1000, Bamberger Apokalypse Folio 19 verso, Bamberg, Staatsbibliothek, MS A. II. 42, Auftraggeber: Otto III. oder Heinrich II.
[ Dieses Vorgehen wurde oft von Vertretern der mystifizierenden Deutung der Apokalypse angewendet. Zur Hintergrundinformation
finden Sie auf dieser Website unter Mystifizierende
Deutung mehr.
Dem mystifizierenden Ansatz, der hinter den Visionen und Zahlenverhältnissen symbolträchtige Geheimnisse sucht, von denen er eine innerweltliche
erwartet ]
Eine thematische Hauptlinie, welche sich durch die Apokalypse zieht, ist die Herrschaft Christi.
Christus als Herrscher der Welt, umgeben von vier Engeln. Ausschnitt aus der Himmelfahrtskuppel im Markusdom, Venedig.
[ So nimmt der historisch-kritische Ansatz die Apokalypse ins Visier. Ein Vorgehen, das sehr viele und wichtige Bezüge aufdeckt. Mehr zu diesem Ansatz, seinen Vor- und Nachteilen lesen Sie auf dieser Website unter Historisch-kritische Deutung. ]
Die Apokalypse lässt sich auch nach literarischen Gesichtspunkten einteilen. Da sind einerseits die brieflichen, die liturgischen und etwa die
erzählerischen Formen zu erwähnen.
Eine Einteilung in dieser Hinsicht finden Sie auf dieser Seite unter Literarische Formen.
[ Auch diese Untersuchung entspricht dem historisch-kritischen Ansatz. Mehr zu diesem Ansatz, seinen Vor- und Nachteilen lesen Sie auf dieser Website unter Historisch-kritische Deutung. ]
Eine einleuchtende Grundstruktur, welche die Apokalypse aufbaut, ergibt sich, wenn man der innerbiblischen und der christlichen Mystik, sowie den ausserbiblischen mystischen erfahrungen auf die Spuren geht. Dort werden nämlich nebst der Welt, wie wir sie kennen, drei himmlische Sphären beschrieben. Die Zählung der sieben, neun oder zehn Himmel, welche im Judentum, Christentum und Islam unterschiedlich vorkommt, entspringt ebenfalls der altertümlichen Dreiteilung des Himmels.
Die Antike teiklte den Himmel in Sphären ein.
Darstellung des antiken Tierkreises in einer byzantinischen Handschrift der 'Tetrabiblos' des Ptolemaios aus dem 8. Jht. n. Chr. mit leicht
christianisierter Modifikation der vorchristlichen Vorstellung vom 'Schicksal'.
Abb. entnommen aus:Warren Kenton, Astrologie. Eine Bilddokumentation. Aus dem Englischen übersetzt von Karin Schreiner, Frankfurt M. 1976, Abb.
Nr. 15 hinter S. 32.
Die Einteilung der Schöpfung in unsere Welt, einen ersten, zweiten und dritten Himmel ergibt dann eine analoge Gliederung der Apokalypse, nach der
sich die sieben Sendschreiben an die diesseitige Welt der Kirche wenden, die Siegel den ersten Himmel, die Posaunen den zweiten und die Schalen
den dritten Himmel beschreiben - oder präziser: die Vorgänge in diesen Himmeln, wie sie die Menschheit noch erleben wird.
Diese Gliederung und was genau damit gemeint sein soll, erfahren Sie auf dieser Website unter
Drei Himmel, Sieben Äonen und
Vier und Zwölf.
[ Diese Einteilung der Apokalypse entspringt der mystischen oder spirituellen Deutung biblischer Texte. Diese Deutungsart wird auf dieser Seite unter Spirituelle Deutung vorgestellt. ]
Gerade für die historisch-kritische Auslegung sind die innerbiblischen Entsprechungen von grosser Bedeutung. Obwohl hier nicht die Ansicht geteilt wird, wonach Johannes aus einem Pool an literarischem Material seine Offenbarung zusammengestellt und seiner beabsichtigen Botschaft von Trost und Mahnung untergeordnet haben soll, geben die Entsprechungen zwischen Apokalypse und Textpassagen aus dem Alten und Neuen Testament gute Einblicke in das Werk des Johannes.
Die Plagen Ägyptens, Jüdische Buchmalerei, Spanien, 14. Jahrhundert, London, British Museum. Oriental Ms. 1404.
Besonders interessant sind einzelne Parallelen in den Visionen, sowie die Abfolge der Posaunen- und Schalen-Visionsreihe einerseits und der
Plagen, die Moses den Ägyptern ankündigte, andererseits. Diesen Entsprechungen soll hier auf dieser Website unter
Die Katastrophen der Apokalypse und die Plagen des Alten Testamentes nachgegangen werden.
Den Vergleich apokalypticher Texte aus dem Alten Testament und dder Offenbarung des Johannes finden Sie auf dieser Website unter
Kleine Synopse.