Übersicht
Die oben genannte Überschrift deutet auf eine Zeitperspektive hin, so wie uns die Offenbarung in eine Zeitperspektive hinein nehmen will: Gott wird seine Herrschaft über die Geschichte entreten. Er ist der, der war, der ist und der sein wird. Er tut die prophetischen Worte kund, um seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen muss. (Off 1, 1-8)
Johannes empfängt die Offenbarung über die Zukunft der Menschheit. Johannes auf Patmos, Hieronymus Bosch, um 1450 - 1516, Gemäldegalerie, Berlin.
Die sieben Sendschreiben und die drei Visionsreihen schildert der "Knecht Gottes" als Ablauf, als zeitliche Abfolge. Manchmal gibt er sogar genauere Zeitspannen an, von denen man nie genau weiss, ob die genauen Angaben mehr zahlensymbolischen Wert haben oder als tatsächliche Zeitangaben gemeint sind.
[ Die bekannteste Zeitangabe wird wohl die Vorstellung des tausendjährigen Reiches (Off 20,3) sein, das zwischen der erwarteten Wiederkunft Christi
(Parusie) und der allgemeinen Totanauferstehung und der anschliessenden Schaffung der neuen Welt Gottes liegt.
Weitere Beipsiele finden sich etwa in Off 11,1.11 und 12,6.14 ]
Die Wiederkunft Jesu Christi, Mosaik, Santa Prassede, Rom.
Die Apsis selbst zeigt die häufig wiederkehrende Szene der Wiederkunft Jesu Christi auf den (bunten) Wolken des Himmels. Über ihm reicht die Hand Gottvaters
den Siegeskranz.
Bei den sieben Sendschreiben und den je sieben Siegel-, Posaunen- und Schalenvisionsreihen darf allerdings mit Recht von einer klaren Absicht des Johannes
gesprochen werden, mit der er die kommenden Ereignisse in einen zeitlichen Ablauf bringen will. Insoweit ist sich die traditionelle und die moderne Theologie
auch einig. Die Deutung dieser jeweils sieben Zeitabschnitte hingegen variiert enorm. Im Zusammenhang mit dem paulinischen Werk wird auch oft von Äonen
gesprochen - ein Wort, dessen Gebrauch und richtige Bedeutung auch nicht immer gleich betrachtet wird.
Wir müssen darum zuerst die Bedeutung der Äonenlehre klären und dann nach den Bezügen fragen, auf welche Johannes die Siebenteilung seiner Visionsreihen
stützt. Weiter unten soll auf dieser Seite eine Einteilung der sieben Sendschreiben und eine sehr vage Einteilung der Visionsreihen gewagt werden.
Das Pantheon von Rom. Innenansicht. Die Nutzung des Pantheons ist unklar. Der römische Geschichtsschreiber Cassius Dio erwähnt die Statuen von Venus und Mars. Eine Möglichkeit wäre demnach, die Verehrung sämtlicher Gestirn- bzw. Wochengötter zu rekonstruieren, also auch von Sol, Luna, Mercurius, Jupiter und Saturnus. Ebenfalls denkbar ist aber, dass Agrippa ein Heiligtum für Augustus und dessen Familie, die Iulier, sowie deren göttliche Ahnen und Schutzpatrone geplant hatte.
Ursprünglich bedeutete das griechische Wort αιων (aiòn) Zeitalter oder Lebenszeit. Später änderte sich die Bedeutung des Begriffes zu Ewigkeit als Gegenbegriff zur Zeit (Χρονος, Chronos). Ein Beispiel dafür ist bei Platon etwa im Dialog Timaios (37d) zu finden.
[ Das griechische Aiòn hat also im Laufe der Zeit zwei Bedeutungsrichtungen erhalten: "Zeitalter", d. h. eine begrenzte Zeitspanne einerseits, "Ewigkeit", d. h.
unbegrenzte Zeit andererseits. Die Kontroverse entzündet sich daran, ob Äon auch in der Bibel mit diesen beiden, nach deutschem Sprachempfinden gegensätzlichen,
Bedeutungsrichtungen verwendet wird oder nur die Ursprungsbedeutung richtig ist - und wenn ersteres, nach welchem Prinzip dann zwischen beiden ausgewählt werden
muss.
Allgemein wird das Wort eher mit Zeitalter übersetzt, da es in den Stellen, wo das Wort klar verwendet wird (z. B. in Mt. 12,32; Mk. 10,30; Lk. 18,30;
Röm. 16,25; 1.Kor. 10,11, Eph. 1,21; 3,21; Kol. 1,26; 1. Tim. 1,17, 2.Tim. 1,9; Heb. 9,26) aufgrund der Satzlogik nur im Sinn von Zeitalter (also Äon)
übersetzt werden kann (bei Luther heisst es dann jeweils etwas unklar "Welt").
Mehr zu dieser kontroversen Thematik finden Sie bei
Wikipedia. ]
Zeit und Zeitabfloge sind in der Apokalypse zentrale Faktoren.
Ausschnitt aus der astronomischen Uhr des Berner Zytglogge-Turms, 1218–20.
Für den Zusammenhang mit der Apokalypse macht es Sinn, der allgemein üblichen Übersetzung zu folgen und den Begriff als Zeitalter zu verstehen, da Johannes die endzeitlichen Ereignisse in zeitlicher Abfolge und einer damit kombinierten Zählung einteilt. Im Folgenden soll nun darauf eingegangen werden, wie Johannes auf eine Zählung in sieben Teilen kommt.
Wie die semitischen Kulturen auf eine zeitliche Einteilung in sieben Zeitalter kamen, ist schwer auszumachen. Die sieben Schöpfungstage der Bibel sind der
babylonischen Mythologie entnommen. Die Zahl Sieben hat in der babylonischen Kultur eine Sonderstellung. Es ist unwahrscheinlich, dass die Siebenzahl mit der
Zählung der sieben klassischen Planeten ihren Anfang nahm, denn die Babylonier erkannten klar den Unterschied zwischen den beiden Hauptgestirnen Sonne und Mond
einerseits und den kleineren und "langsameren" Planeten andererseits. Die Zählung auf sieben Planeten wurde trotz dem beobachtbaren Unterschied aufgrund der
"Heiligkeit" der Zahl vorgenommen.
Eine weitere Erklärung ist die einfache Unterteilung der rund 28 Tage des Monats in vier mal sieben Wochentage als eine genauere Einteilung als etwa drei mal
neun Wochentage. Mehr dazu lesen Sie auf Wikipedia.
Die sieben klassischen Planeten - allerdings ist hier anstatt der Mond die Erde aufgeführt. Die sieben klassischen Planeten sind also: Sonne, Merkur, Venus, Mond, Mars, Jupiter und Saturn). The International Astronomical Union, Martin Kornmesser, 2011 Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
Auffallend ist, dass die Sieben meistens mit Zeiten und Zeitabläufen im Zusammenhang steht. Auch heute zählt die Woche sieben Tage. Es gab auch eine frühe Vorstellung von sieben Zeitaltern. In der späteren Theologie des Mittelalters wurde diese Vorstellung wieder aufgenommen.
[ So stellte Augustinus von Hippo in seinem Werk „Vom Gottesstaat“ (413–427) einen Plan von sieben Weltzeitaltern vor:
Die drei Zeitalter nach Joachim von Fiorel. Aus einer Handschrift.
Auf dieser Website wird die Auffassung der sieben Zeitaltern als einleuchtende Deutung der Visionsreihen aufgenommen. Dass die Siebenzahl im Zusammenhang mit
Zeit und Entwicklung steht, wird hier darauf zurückgeführt, dass die Erfahrung von Religionspraktikern, die sich "stufenweise" in die sieben Wirklichkeitsebenen
oder Himmel hineinlebten dabei die bedeutende Rolle spielte.
Mehr zu dieser Erfahrung lesen Sie auf dieser Website (als Einführung) unter Der Weg des Menschen und
(weiterführend) unter Mysterien.
Im Buch Daniel wird die Vorstellung von einem Ablauf der Geschichte als Abfolge von Kulturen deutlich ausgesprochen. Das zweite Kapitel des Buches Daniel schildert Nebukadnezars Traum vom viergeteilten Standbild mit tönernen Füssen. Unter Androhung der Todesstrafe ist nur Daniel in der Lage, die geträumte Zukunft der Weltgeschichte zu entschlüsseln: Vier Weltreiche folgen aufeinander, während dem fünften Weltreich bricht das Reich Gottes heran. Daraufhin erkennt der König JHWH als Schöpfer der Welt an und erhöht Daniel zum Obersten aller Weisen im Land.
Diese kitschige zeitgenössische Darstellung zeigt den Propheten Daniel, wie er den Traum Nebukadnezars von dem Standbild deutet.
Das Standbild, von dem Nebukadnezar träumt, hat einen goldenen Kopf, Brust und Arme aus Silber, Bauch und Hüfte aus Kupfer, eiserne Beine und Füsse aus Eisen und Ton
und das am Schluss des Traumes von einem Stein erschlagen wird, der schliesslich zu einem Berg wird.
Daniel deutet daraus eine Abfolge von fünf Königreichen, wobei das fünfte Reich (Mischung aus Eisen und Ton) als Reiche verschiedener Könige gedeutet wird.
Daniel erklärt das goldene Haupt als das Königreich Nebukadnezars. Die anderen vier deutet er als kommende Königreiche.
Meistens werden die nachfolgenden Königreiche mit dem medo-persischen Reich des Kyros, dem Reich Alexander des Grossen und dem Römischen Imperium gedeutet.
Der einschlagende Stein wäre dann Jesus Christus, der sein Reich aufbauen will. Diese Deutung lässt dann meistens das fünfte Reich aus, also die verschiedenen Reiche
entsprechend den tönernen und eisernen Füssen des Standbildes. Ausserdem steht ein solcher Einschlag der Wirksamkeit Christi auf dem Plan der "irdischen" Geschichte
gerade heute mehr denn je in Frage. Wann wäre dieser gewaltsame Einschlag geschehen?
Das persische Reich unter Kyros. Kyros II., auch Kyros der Grosse, Sohn des Kambyses I., regierte Persien von etwa 559 v. Chr. bis 530 v. Chr. als sechster König der Achämeniden-Dynastie (zu der er streng genommen allerdings nicht gehörte).
Unklar ist auch, ob Daniel sich dabei auf die Lehre von den sieben Königreichen (und den damit verbunden Kulturen) bezieht, aber die Reihenfolge ginge auf mit dem
Vorschlag, den wir auf dieser Website vertreten, dass nämlich die sieben Äonen Kulturzeiten bezeichnen, während der sich die Menschheit entwickelt hat. Wir gehen
davon aus, dass es sich um die indische, die persische, die babylonische (erstes Reich bei Daniel), die griechisch-lateinische (zweites Reich bei Daniel),
die nordische Kulturzeit (drittes Reich bei Daniel) und zwei (viertes und fünftes Reich bei Daniel) weitere Kulturzeiten handelt.
Diese Vermutung gilt es aber unbedingt nur als Vorschlag aufzunehmen. Wir haben bis jetzt noch keinerlei Beweise und Quellen dafür gefunden. Einzig ihre Deutung
im Zusammenhang mit der Apokalypse leuchtet ein.
Im nächsten Abschnitt sollen die sieben Sendschreiben den sieben Kulturzeiten zugeordnet werden.
Die sieben Sendschreiben beschreiben sieben Zeitalter. Sie richten sich an die Gemeinden von Kleinasien und sind in Briefform verfasst, weil sie sich an die
Welt richten, wie wir sie kennen. Sie beschreiben also sieben Zeitalter der Welt. Da in der Offenbarung stets die Menschheit als Ganzes im Auge bleibt,
dürfen wir auch hier davon ausgehen, dass Johannes mit den sieben christlichen Gemeinden die gesamte Christenheit meint - geteilt in sieben verschiedene
Lebensweisen.
Sieben unterschiedliche Wege sind es, welche die Menschheit - und im Besonderen eben auch das Christenheit - wärhend ihrer Entwicklung beschreitet. Sie sind
in den sieben Sendschreiben analog zur alten Vorstellung von sieben Zeitaltern wiedergegeben:
Im Buch Daniel wird die Geschichte in eine Abfolge von Königreichen aufgeteilt.
Der Prophet Daniel, Detail aus einem Glasfenster im Dom zu Augsburg, 1. Hälfte 12. Jh., Süddeutscher Glasmaler.
Mehr zum Buch Daniel finden Sie auf Wikidepia.
Nicht erst Aristotels hat sich mit den sieben klassischen Planeten befasst.
Büste von Aristoteles. Marmor. Römische Kopie nach dem griechischen Bronze-Original von Lysippos, um 330 vor Chr. Der Alabaster-Mantel ist eine Ergänzung in der Moderne. Museo nazionale romano di palazzo Altemps, Rom, Italien.
Mehr über die Astronomie der Antike erfahren Sie auf der Seite rumfahrer.net.
Allgemeine Informationen zu den Planeten erhalten Sie hier auf Wikipedia.
Eine Darstellung aus dem Mittelalter von Hildegard von Bingen lesen Sie auf st-hildegard.com.
Auch die Woche hat sieben Tage.
Mehr zu den einzelnen Wochentagen und ihre Bezügen zu den sieben klassischen Planeten erfahren Sie hier
auf Wikipedia.
Mehr zu der Woche und der Zählung von sieben Tagen erfahren Sie hier auf Wikipedia.
Möchten Sie gerne eine Überblick über die heutige Einteilung der Weltgeschichte?
Sie können eine Übersicht hier herunterladen.
(Die Datei gehört zu den Unterrichtsmaterialien des Städt. Gymnasiums Köln-Deutz Thusneldastrasse).