Nike / Attische Amphore / um 470 v. Chr. Athen / Louvre
Hermes mit Flügelschuhen und Stab / Attischer Lekythos 5. Jahrhundert v. Chr.
Eros / Attisch / 470 - 450 v. Chr. / Louvre
Zephyr und Hyakinthos / Attisch / um 490 v. Chr. / Museum of Fine Arts, Boston
Boreas raubt Oreithyia / Detail einer Apulischen Oinochine (Kruggefäss) / ca. 360 v. Chr. / Louvre
Eos fliegt mit ihrem Wagen über das Meer / rotfiguriger Krater aus Unteritalien / 430-420 v. Chr. / Staatliche Antikensammlungen, München
Thanatos und Hypnos bringen den toten Körper Sarpedons vom trojanischen Schlachtfeld / Attisches Kruggefäss / um 515 v. Chr. / Metropolitan Museum, New York
Hypnos sitzt auf Alkyoneus / Attisches Kruggefäss / 5. Jhrd. v. Chr. / J. Paul Getty Museum, Los Angelos
Harpie trägt die Seelen eines Verstorbenen ins Jenseits / Grab des Kybernis (eines Königs von Xanthos) / um 480 v.Chr. / Brithish Museum, London
Terpsichore, die Muse für Tanzkunst / Attische Amphore / um 450 - 420 v. Chr. / British Museum, London
Griechische Darstellungen
Etwa um 600 v. Chr. bekamen die Griechen unter dem Pharao Psammetich I. Zugang nach Ägypten und lernten dort die Monumental-Architektur und Reliefkunst und wohl auch die „Engelsbildnisse“ kennen. Inspiriert und vielleicht auch aus eigenen Erfahrungen (oder in diesen bestärkt) finden wir sich um ca 450 v. Chr. viele Engelsdarstellungen auf Vasen. Viele davon findet man heute im Britischen Museum.
Nike
Nike (griechisch Νικη, lat. Victoria) wurde in Skulpturengruppen oft dem Herrscher beigestellt, um dessen Erfolg und Ruhm zu betonen. Ähnlich wurden später in der christlichen Kunst Engel als Siegesboten neben Christus oder Maria dargestellt.
Hermes
Der griechische Gott Hermes (griechisch Ερμης, lat. Merkur) kommt in seiner Eigenschaft als Götterbote dem Auftrag der Engel als Boten Gottes sehr nahe. Gleichzeitig schützt er Reisende und stiftet glückliche Gemeinschaft, eine Aufgabe, mit der er an den Erzengel Raphael erinnert.
Hermes erscheint mit geflügeltem Hut, geflügelten Schuhen und dem sogennanten Merkurstab, an dem sich zwei Schlangen kreuzweise emporwinden und an dessen Spitze bisweilen auch Flügel dargestellt werden.
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Eros
Eros (griechisch Ερως, lat. Amor) ist in der griechischen Mythologie der Gott der begehrlichen Liebe. Während Eros im Kult kaum eine Rolle gespielt hat, ist er seit der Antike eine der beliebtesten mythischen Figuren in Literatur, Kunst und Musik.
Eros erscheint zum ersten Mal bei dem griechischen Dichter Hesiod als göttliche Macht. Am Beginn der Zeit entsteht er zusammen mit Gaia, Nyx, Erebos und Tartaros aus der gähnenden Leere, dem Chaos.
Bis in die Zeit der griechischen Klassik wird Eros in Kunst und Literatur als schöner Jüngling dargestellt. Seine Attribute sind meist Peitsche, Netz oder Sandale. Erst im Hellenismus setzt sich die Darstellung des Eros als Kleinkind mit Pfeil und Bogen durch. Dabei soll eine auf das Herz gezielte goldene Pfeilspitze die Leidenschaft entfachen (auch Symbol der „Liebe auf den ersten Blick“), eine bleierne dagegen die Leidenschaft abtöten (Symbol der unerwiderte Liebe). Der Gegensatz zwischen dem harmlosen, unbeholfenen Kleinkind und seiner gewaltigen Wirkung wird offenbar als besonders reizvoll empfunden, oder die begehrliche Liebe wurde in damaliger Perspektive eher der launischen Welt von Kindern zugeschrieben – und weil man die erotische Liebe wohl schon immer als flüchtig empfunden hat, wird Eros meist mit Flügeln dargestellt.
Windgottheiten, Eos, Thanatos und Hypnos
Zwei der Anemoi, der Windgötter aus der griechischen Mythologie, werden oft geflügelt dargestellt: Zephyr (griech. Ζεφυρος – der vom Berge kommende) den Westwind verkörpernd, und Boreas (griech. Βορεας – der Nördliche) den Nordwind verkörpernd. Die Flügel signalisieren ihre Verwandtschaft mit der Luft und ihren schnellen Flug.
Auch Eos, die Göttin der Morgenröte (griech. Ηως, lat. Aurora), erscheint auf antiken Darstellungen geflügelt. Vielleicht deuten hier die Flügel ähnlich wie die Amor die Flüchtigkeit der Göttin an, deren Erscheinen zwischen Nacht und Tag äuserst begrenzt ist und deren endlose Liebschaften mit schönen jungen Männern sie als flatterhaft erscheinen lassen.
Thanatos (griech. θανατος) ist der Gott des sanften Todes. Er begegnet auf Vasen oft zusammen mit seinem Zwillingsbruder Hypnos (griech. `Υπνος), dem Gott des Schlafes. Die Darstellung von Tod und Schlaf wird auch als Ildefonso-Gruppe bezeichnet.
Laut Hesiod wohnen Thanatos und Hypnos an jenem Ort, wo Nacht und Tag einander begegnen und Atlas das Himmelsgewölbe trägt. Fern von den Strahlen der Sonne.
Während Hypnos über Erde und Meer streift, den Menschen friedlich und freundlich gesinnt, hat Thanatos „ein eisernes Herz und ehernen, erbarmungslosen Sinn”. Einen einmal gepackten Menschen gibt er niemals wieder frei und selbst den unsterblichen Göttern ist er feind (Theogonie, 746-766). Bei Homer hat er noch keine bestimmte Gestalt, später erscheint er mit schwarzen Flügeln und einem finsteren Blick, der den Sterbenden mit einem Opfermesser eine Locke abschneidet oder dann auch als Immerschläfer, meist ein schöner geflügelter Jüngling oder Knabe, der eine noch gesenkte lodernde oder bereits verlöschte Fackel in der Hand hält. Hypnos wird mit Schmetterlingsflügeln an den Schläfen dargestellt oder als kleiner Geist auf einem schlafenden Menschen sitzend.
Harpyen, Musen
In den früheren Erzählungen der griechischen Mythologie werden die Harpyen (griech. `Ηρπυια – Harpuia, die Reissenden) als schöne Frauen mit gelocktem Haar und Vogelflügeln beschrieben, später als hässliche, hellhaarige Dämonen. Die Harpyien wohnten in einer Höhle auf Kreta und mussten auf Geheiss des Zeus die Seelen von Toten in den Tartarus tragen oder Leute töten, die seinen Zorn erregten.
Die Harpyien, schnell wie der Wind und unverwundbar, verkörpern Sturmwinde. Manchmal ist von zwei, manchmal von fünf die Rede.
Musen
Die Musen (griechisch Μουσαι) sind in der griechischen Mythologie Schutzgöttinnen der Künste. Die Überlieferung der uns heute bekannten neun Musen stammt von Hesiod.
Als Schutzgöttinnen der Künste vermittelten sie zwischen Kunst und Künstler. Sie sind eigentliche Inspiratoren und gehören damit, obwohl sie nicht mit Flügeln dargestellt werden, in die Nähe der Engel.
Folgerungen
In der griechischen Kultur stehen geflügelte Wesenheiten für drei Eigenheiten:
- für Kurzlebigkeit und hochfliegende Gefühle (erotische, flatterhafte Liebe, kurze Erscheinung, Siegesgefühl)
- für den Übergang zwischen Wachbewusstsein und Unbewusstsein (an der Grenze zwischen Tag und Nacht, zwischen autarkem Leben und dem Zustand des Verliebtseins oder gar an der Grenze Leben und Tod)
- für den Bezug zu Luft und Wind (als Sturmwinde oder gemässigte Winde)
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