Neues Testament
Evangelien
Engel begegnen uns im Neuen Testament besonders um die Geburt Christi – in der sogenannten Weihnachtsgeschichte, die im Lukasevangelium und im Matthäusevangelium je unterschiedlich erzählt wird. Das Matthäusevangelium betont die väterliche Herkunft, hebt den väterlichen Stammbaum Jesu hervor und berichtet uns vom Besuch der Weisen aus dem Morgenland und der Flucht nach Ägypten. Ganz anders beschreibt das Lukasevangelium die mütterliche Linie Jesu und entwirft das schöne Bild der Hirten auf dem Felde.
Entsprechend unterschiedlich treten in beiden Evangelien auch die Engel auf: während im Evangelium des Matthäus der erscheinende Engel ungenannt bleibt und Joseph zweimal im Traum erscheint (Mt 1, 18-25; 2, 13-15 und 19-23) ist es im Lukasevangelium Gabriel, der Maria begegnet (Lk 1, 26-38), nachdem er dem Priester Zacharias, dem Vater des späteren Johannes des Täufers, im Tempel erschienen ist (Lk 1, 15-25), sowie eine ganze Engelschar, die den Hirten auf dem Felde begegnet (Lk 2, 8-18).
Die nächsten Situationen, an denen die Evangelien von Engeln berichten, sind die Versuchungen Jesu nach seiner Taufe im Jordan. Der Teufel, als gefallener Engel, der auf den Zinnen des Tempels in Jerusalem Jesus vor drei Versuchungen stellt (Mt 4, 5-7 und Lk 4, 9-13), und andererseits die Engel als seine Diener nachdem er den Versuchungen widerstehen konnte (Mt 4, 11 und Mk 1, 13).
Bei Matthäus findet sich auch die Vorstellung von Schutzengeln, welche die Armen und Bedrohten schützen (Mt 18, 10). Nach dem Lukasevangelium geleiten sie jene auch in den Himmel (Lk 16, 22). Jesus lehrt, dass in der Auferstehung die Menschen bezüglich Heirat und Unsterblichkeit wie die Engel sein werden (Lk 20, 35-36) und stellt damit einen neuen Zusammenhang zwischen Engel und Menschen her, nämlich der einer Verwandtschaft und einer Abfolge.
Schliesslich ist es ein Engel, der den Frauen Christi Auferstehung verkündet (Mt 28, 5 - 7).
Apostelgeschichte
In der Apostelgeschichte findet sich auch die Vorstellung von Schutzengeln (Apg 12, 15). Zwei Engel erklären den Jüngern den Sinn der Himmelfahrt Christi (Apg 1, 10 - 11).
Paulusbriefe
Paulus stellt sich mit seiner Anschauung in die Tradition vom himmlischen Hofstaat aus Erzengeln (1. Thes 4, 16), Cherubim (Hebräer 9, 5), Thronen, Herrschaften, Mächten und Gewalten (Kol 1, 16).
Anbetung kommt den Engeln nach Paulus jedoch nicht zu (Kol 2,18). Vielmehr werden die Heiligen (alle Gläubigen) die Engel richten (1 Kor 6,3). Paulus lehrt ausdrücklich den Übergang des irdischen in den unsterblichen Leib (1 Kor 15, 51).
Wenn Paulus den Frauen eine Kopfbedeckung vorschreibt, denkt er an deren weiblichen Reize für Engel (1. Kor 11,10) und spielt damit auf die Riesen der Vorzeit, die aus der Verbindung von Frauen und Engeln hervor gingen (Gen 6, 1-6)
Offenbarung des Johannes
Die Offenbarung des Johannes weiss von vielen Engeln mit unterschiedlichen Aufgaben zu berichten. Zunächst gibt es den Engel, der den Autor durch dessen Visionen begleitet (Off 1, 1; 10; 21, 9 – 22, 7; 22, 16) und sie ihm einwenig erklärt (Off 17, 7-18).
Jeder der Gemeinden, die Johannes im ersten Kapitel grüsst und an die sich die sieben Sendschreiben des zweiten und dritten Kapitels richten, steht ein Engel vor. Im Himmel singen die Engel das Gotteslob (Off 4, 8 - 9), sie tragen die Gebete der Heiligen empor (Off 5, 8) und begleiten die Sammlung der Versiegelten (Off 7). Sie führen hoheitsvoll, ja scheinbar ungerührt das Endgericht über die Menschen aus: sie blasen die Posaunen und lösen Schrecken und Zerstörung aus (Off 8, 6 – 11, 19), schütten die Schalen des Zorns mit den sieben Plagen über die Menschen aus (Off 15, 5 – 16, 21), und und bekämpfen schliesslich unter Führung von Michael den Drachen, “die alte Schlange, die auch Teufel oder Satan heisst” (Off 12, 7 - 9).
Engel ordnen sich aber ausdrücklich unter Gott und Jesus und lehnen die Verehrung ab (Off 19,10; 22,9).
Der Apostel Paulus beim Schreiben / aus einer Handschrift des St. Galler Skriptoriums / typisch frühmittelalterliches Autorenporträt / eines der ältesten Portraits von Paulus in der europäischen Kunst / Inschrift: "S(AN)C(TU)S PAULUS" und "sedet hic scripsit" ("Er sitzt hier und schreibt") / frühes 9. Jahrhundert / Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Kuppelmosaik mit Christus als Pantokrator im Siegeskranz, der von 4 Engeln gehalten wird / Kuppel der Zenokapelle der Kirche Santa Prassede in Rom / 9. Jh.