Engelsgesicht zur Linken Seite des Pantokrators / Ausschnitt aus dem stark beschädigten Fresko an der rechten Eingangsseite der ehemaligen Kirche S. Maria in Valle / im sogenannten "tempietto longobardo" / Cividale / wahrscheinlich 8. Jhrd.
Majestas Domini in perlengeschmückter Mandorla, getragen von zwei Erzengeln / Ausschnitt aus dem Türsturz des Kirchenportals der Westseite der Abtei Saint-Génis-des-Fontaines / romanisches Relief aus Céret-Marmor / 1019 - 1020
Majestas Domini von zwei Engeln umgeben / Ausschnitt aus einem Einzelrelief in der Kirche Santa María de Quintanilla de las Viñas, Provinz Burgos, Spanien / 9. Jhrd.
Frühes Christentum
Engelverehrung
Gabriel, Michael und Raphael sind die drei Engel, die in der Bibel namentlich erwähnt werden und die in der katholischen Kirche früh als Heilige verehrt werden. Für den Kirchenvater Augustinus war jedoch der Begriff Engel (eigentlich: der Bote) die Bezeichnung einer Aufgabe, nicht die eines Wesens. Schon seit dem frühen Christentum gilt, dass Gott durch Engel den Menschen seine Nähe zeigt.
Die Verehrung von sieben Engeln wurde immer wieder praktiziert, von der Kirche aber immer abgelehnt. Im späten Mittelalter wurde der Engelkult von der sich ausdehnenden Heiligenverehrung zunehmend verdrängt.
Vor überzogenem Engelskult, der an Stelle der Orientierung an Jesus Christus offenbar in der jungen Christengemeinde in Kolossos sich ausgebreitet hatte, warnte Paulus: “Lasst euch durch niemand um euren Kampfpreis bringen, der sich gefällt in scheinbarer Demut und Verehrung der Engel ... und der sich nicht hält an das Haupt” (Kolosserbrief 2, 18-19).
Engellehren
Viele Engellehren finden sich zunächst ausserhalb der kanonischen Bibelschriften. Ein typischer Vertreter dieser im strengen Sinne nichtbiblischen Schriften sind die Chroniken des Henoch, die vermutlich im 3. Jahrhundert vor Christus entstanden sind, sich jedoch aus älteren Quellen speisen. In diesen Chroniken wird ausführlich über Engel, ihre Namen, ihre Aufgaben und ihre charakteristischen Eigenschaften berichtet. Henoch beschreibt in seinen Chroniken seine Reise in die zehn Himmel, wo er das Wirken der Engel sah und dokumentierte. Die Chroniken von Henoch wurden vom Kirchenvater Hieronymus im 4. Jahrhundert nach Christus zu Apokryphen erklärt und ihnen damit der Rang einer Heiligen Schrift aberkannt. Allerdings finden sich viele Inhalte der Henoch-Texte im Neuen Testament wieder.
Im Henochbuch werden die Namen der “sieben heiligen Engel, die allzeit wachen” genannt: zuerst Uriel, “der über der Welt und dem Abgrund steht”, dann Raphael, “der den Menschengeistern vorsteht”, Raguel, “der über der Lichtwelt wacht”, Michael, “der über das heilige Volk Israel und über das Chaos gesetzt ist”, Sariel, der “über die Geister, welche die anderen Geister zur Sünde veranlassen” herrscht, Gabriel, der “dem Paradies, den Schlangen (den Seraphim) und den Cherubim” vorsteht, schliesslich Remiel bzw. Jeremiel, der als Engel der Auferstehung die Seelen der Gerechten nach dem Tod bis zum Eingang ins Himmelreich behütet.
Majestas Domini in Mandorla aus Pflanzen- und Blattmotiven, getragen von vier Engeln / Relief am Altar von Pemmo (Ratchis) / Marmorantependium / Langobardisch, zwischen 734 und 749 / Cividale, (S. Martino) Museo Cristiano