18. Jahrhundert
Allgemeine Vorbetrachtung
Wärhend dem 18. Jahrhundert werden die politischen, wirtschafltichen und Philosophischen Weichen für die Moderne gestellt. Gegen Ende des Jahrhunderts wird sich der dritte Stand allmählich zum Bürgertum aufschwingen, selbst wenn sich das an Kaiserzeiten und Absolutismus anlehnende Regime Napoleons dazwischen stellt.
Die fortschreitende Aufklärung brachte neue Denkansätze, insbesondere die zunehmende Bedeutung der Mathematik und der mathematischen Weltbetrachtung, hervor. Allerdings auch erste Kritiker und Gegner des mechanischen Weltbildes, die sich im Idealismus und in der Romantik äusserten. So etwa die Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel, Friedrich Schelling, Johann Gotlieb Fichte oder Literaten wie Novalis, Heinrich Heine, E. T. A. Hoffmann oder Maler wie William Blake und William Turner, um nur wenige zu nennen.
Ein fester Glaube an Engel und Teufel hielt sich in katholischer sowie protestantischer Theologie. Der "orthodoxe" Protestantismus, insbesondere die protestantische "Scholastik" jener Periode, geht häufig auf die Lehre von den Engeln und Teufeln ein, wie sie vor und während der Reformation bestand.
Amerikanischer Protestantismus
Der amerikanische Protestantismus bezeugt in der Person des Jonathan Edwards, dem Theologen Neuenglands, ein wahrhaft theologisches Interesse an den Engeln. Sein Anliegen war es, die Engel unter die Herrschaft Christi zu stellen. So gehören die Engel in jedes Christenleben nicht etwa durch einen allzu vertraulichen Umgang mit den Menschen, sondern vielmehr als Ergebnis ihrer Unterordnung unter Christus. Nach Edward wurden die Engel dazu erschaffen, um Christus bei der Erlösung zu dienen. Der Fall der Teufel fand nach der Grundlegung dieser Welt statt. Damals ,,hatte Christus seinen Herrschaftsanspruch über die Welt übernommen". Satan jedoch weigerte sich, "in der Verachtung des Sohnes Gottes", ihm in seiner Menschennatur zu dienen. Die guten Engel wurden durch die Gnade gerettet. "Als sich Luzifer auflehnte ... offenbarte sich Christus, der Sohn Gottes, als das Haupt der Gegner und erschien gnädig den auserwählten Engeln, um ihnen von dem Hinhören auf die Versuchung Luzifers abzuraten und sie davon abzuhalten. Schon daher ist Christus der Erlöser der erwählten Engel". Die Heiligung der Engel wurde endgültig bei der Himmelfahrt besiegelt. Sowohl in ihren Aufgaben wie auch in ihrer Beharrlichkeit sind die Engel "abhängig von der umfassenden Gnade Christi, die sie hält und ihnen bei ihrem Dienst beisteht". Es steht also nichts im Himmel und auf Erden ausserhalb der alles umfassenden Gnade Christi.
Seher und Splittergemeinden
Es finden sich von der Reformation bis heute nicht nur bei den Katholiken, sondern auch unter den Protestanten viele Männer und Frauen, die aufgrund ekstatischer Erlebnisse von Begegnungen mit guten und bösen Geister berichten. Zu ihnen gehören z. B. Friedrich Christoph Oetinger (1702-1782) aus dem schwäbischen Pietismus, sowie Heinrich Jung-Stilling (1740-1817), der durch seine ,Szenen aus dem Geisterreich‘ auf die Romantik einwirkte; beide beriefen sich auf visionäre Erfahrungen, die sie in einem halbbewussten Zustand niedergeschrieben haben.
Skeptizismus
Im 17. Jhd war eine Bewegung aufgekommen, die im 18. Jahrhundert in voller Blüte stand und darauf ausging, den Glauben an die Dämonen und, in einer weiteren Stufe, an die Engel als Teil des christlichen Glaubensgutes abzulehnen. Calvin hatte die Spekulationen über die Hierarchien verurteilt. Auch die Lehre über die Schutzengel hielt er für zweifelhaft. Seine Zurückhaltung auf diesen Gebieten wurde nach und nach als Skeptizismus verstanden. Im frühen 17. Jhd führt ein anglikanischer Kontroverstheologe, Andreas Willett, die Angelologie als ein Gebiet an, auf dem die ,,Papisten" und die Protestanten voneinander abweichen. Seine ,,Synopsis Papismi" erwähnt, dass die Hierarchien, die Schutzengel, die Verehrung der Engel ,,papistische" Glaubenslehren seien, die von den Protestanten abgelehnt werden. Dennoch wurde die Lehre von den Schutzengeln von vielen gehalten, auch aus protestantischer Feder stammende Beschreibungen der Hierarchien kannte man, wenn auch weniger weit verbreitet. Eine kleine Gruppe von Sektierern, wie jene der ,,Familisten", dachte, dass die Engel der Schrift nichts anderes wären als die guten Gedanken der Menschen, während die Teufel ihre schlechten Gedanken seien. Doch war dies auf keinen Fall die spezifisch protestantische Betrachtungsweise.
Die Engel in der Literatur
Bei Friedrich Gottfried Klopstock (1724-1803) erscheint der Teufel als ohnmächtig und die Erlösung ersehnend, bei Goethe als Werkzeug der Welt. In England entstand die Dämonenfigur, eine chaotische, krankhafte, grausame und doch Erlösung lechzende Charakterfigur. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts dichtet E.T. A. Hofmann noch phantastische Gedichte mit diesem Charakter.
Jonathan Edwards / Ausschnitt aus einem Gemälde von Joseph Badger / Yale University Art Gallery / aus dem Nachlass von Eugene P. Edwards, 1937
Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling / 1801 im Alter von 60 Jahren / Aquarell von Marquard Wocher / Kupferstichkabinett Basel
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) / Selbstbildnis / Gemäldesammlung, Berlin
Portrait des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) / Kopie nach Jens Juel / Gemäldesammlung, Berlin