Weltuntergang
        die   Offenbarung  des   Johannes

Übersicht



Auf dieser Seite erfahren Sie, welche thematischen und motivlichen Bezüge die historisch-kritische Deutung in der Offenbarung aufindig gemacht hat.

Die thematischen Hauptlinien

Die kompositorischen Bezüge

Die kompositorischen Parallel-stellungen der Posaunen- und Schalen-Visionsreihe

Hauptlinien

Die historisch-kritische Deutung hat verschiedene einleuchtende Bezüge innerhalb der Offenbarung aufgezeigt. Hier kommen die Wichtigsten zur Sprache. Diese Ausführungen sind weitgehend dem Werk "Die Offenbarung des Johannes" von Jürgen Roloff entnommen (Zürcher Bibelkommentare, 1987).

Die drei thematischen Hauptlinien rund um die Thronsaalvision

Als Thronsaalvision wird die Passage nach den sieben Sendschreiben (Off 4, 1 - 5, 14) bezeichnet. Sie ist eine der Stellen, an denen sich Grundthemen der Apokalypse bündeln und von welcher aus sie sich weiter entwickeln.

Die Theonsaalvision in einer zeitgenössischen Darstellung. Die Herkunft konnte noch nicht festgestellt werden.

Die Herrschaft Jesu Christi über die Geschichte

Das erste Thema, welches sich von der Thronsaalvision ausgehend durch die Offenbarung zieht, ist die Herrschaft Christi über die Geschichte. Es beginnt damit, dass nur das Lamm (= der erhöhte Christus) allein das versiegelte Buch an sich nehmen darf (Off 5, 1-14) und - indem es sie öffnet (Off 6, 1 - 8, 1), die Ereignisse der Endzeit in Gang setzt. Der ganze Sieben-Posaunen-Zyklus wird vom Gedanken der Herrschaft Christi begleitet, denn die Endzeitkatastrophen werden als Ruf zur Umkehr gedeutet (Off 9, 20), und beim Erklingen der siebten Posaune verkünden himmlische Stimmen die Herrschaft Christi über die Welt (Off 11, 15-19).

Jesus Christus thront auf der Weltkugel, mit Engeln, Bischof Ecclesius von Ravenna, der 526 mit dem Bau der Kirche begann (rechts) und dem heiligen Vitalis (links), Mosaik, Apsis, Basilika San Vitale, Ravenna.

Gottes Widersacher

Das Gegenbild zum Thronsaal Gottes (Off 4, 1 - 5, 14) setzt mit dem Drachen (Off 12, 1 ff) ein. Gottes Gegenspieler setzt eigenmächtig dämonische Mächte und Wesen ein, die Christus die Herrschaft streitig machen wollen. Die Szene, in welcher der Drache dem Tier aus dem Abgrund die Macht über die Welt übergibt (Off 13, 1 - 10), parodiert natürlich die Herrschaftsübertragung auf das Lamm (Off 5, 1 - 14). Das Thema spitzt sich schliesslich in den Sieben-Schalen-Visionen zum Gericht Gottes gegen seine Widersacher zu.

Darstellung des Lammes und des Tieres mit ihren jeweiligen "Anhängern". Ausschnitt aus den Tafeln 25 und 26 aus der Bamberger Apokalypse. Ottonischen Buchmalerei, um 1000, Skriptorium des Klosters Reichenau.

Die Gemeinde

In regelmässigen Abständen wird der Ablauf der Endzeit mit seinen Katastrophen und Drangsalen unterbrochen und von der Gemeinde erzählt, die schon während der endzeitlichen Geschehen Anteil an der Gottesherrschaft und deren neuer Wirklichkeit hat. Sie lebt einerseits aus der Hoffnung auf das kommende und noch nicht sichtbare Reich Gottes (Off 7, 1-17; 15, 2-4).

Darstellung der Gemeinde als "Sieger über das Tier" (Off 15, 2-4): Harfe spielend auf dem gläsernen Meer. Ausschnitt aus Tafel 29 aus der Bamberger Apokalypse. Ottonischen Buchmalerei, um 1000, Skriptorium des Klosters Reichenau.



Analoge Beschreibungen (kompositorische Bezüge)

Das mythologische Böse und das mythologische Gute

Die Wiederkunft Christi als Sieg über die widergöttlichen Gewalten (Off 19, 11-21) wird ebenso mythologisch beschrieben wie der Auftritt jener wiedergöttlichen Gewalten selbst (Kapitel 12 und 13).

Das Tier, aus dem Meer gestiegen, greift eine Armee an, Ausschnitt aus "Die Apokalypse", Fünfter Teppich, )Willem de Pannemaker, flämischer Tapisserist, Flemish, zwischen 1535–78. Im Vergleich dazu eine zeitgenössische Darstellung von Jesus auf dem weissen Pferd.

Verfallene Welt - neue Welt

Die Verfallene Welt und die neue Welt werden einander mit ähnlichen Begriffen parallel gestellt:

Neue Welt Gottes

Alte verfallene Welt

Braut des Lammes
(Off 21,2; vgl. 19,7)

Hure Babylon auf dem "Monster"
(Off 17, 3-6)

Himmlische Stadt
(Off 21,9 - 22,5)

Verfallene gottfeindliche Stadt
(Off 18,1-24)

Die himmlische Stadt kommt vom Himmel
(Off 21,10)

Das Tier und sein Reich kommen aus dem Meer (= von unten)
(Off 13,1)

Die Katastrophen der Apokalypse und die Plagen des Alten Testamentes

Ein Vergleich zwischen des Sieben-Posaunen-Zyklus und des Sieben-Schalen-Zyklus legt erstaunliche Übereinstimmungen an den Tag. Ausserdem fällt auf, wie in beiden Zyklen mehrfach an die ägyptischen Plagen anspielen, mit denen Mose die Freiheit für sein Volk errungen hatte (Exodus 7-10).
Eine schematische Gegenüberstellungen der beiden Zyklen nach Inhalt (a), Wirkbereiche (b) und Auswirkung (c) der einzelnen Plagen soll das veranschaulichen.

[ Diese Veranschaulichung ist der Arbeit "Die Offenbarung des Johannes" von Jürgen Roloff entnommen. ]


Posaunen-Zyklus Schalen-Zyklus

Erste Posaune

  • Hagel (= 7. ägyptische Plage, Ex 9,26) und Feuer, mit Blut vermischt
  • Erde
  • ein Drittel der Vegetation verbrennt

Erste Schale

  • böse Geschwüre (=6. ägyptische Plage Ex 9,10f)

  • Erde
  • Menschen, die das Zeichen des Tieres tragen und sein Bild anbeten, werden getroffen

Zweite Posaune

  • Wasser wird zu Blut (=1. ägyptische Plage, Ex 7,20f)
  • Meer
  • ein Drittel der Meerestiere und der Schiffe gehen zugrunde

Zweite Schale

  • Wasser wird zu Blut (=1. ägyptische Plage, Ex 7, 20f)
  • Meer
  • Alle Meerestiere kommen um

Dritte Posaune

  • Wasser wird zu Wermut

  • Flüsse und Quellen

  • viele Menschen sterben

Dritte Schale

  • Wasser wird zu Blut (= 1. ägyptische Plage, Ex 7, 20f)
  • Flüsse, Gewässer und Quellen
  • die "das Blut der Heiligen und Propheten vergossen haben" werden mit Blut getränkt

Vierte Posaune

  • Sonne,Mond und Sterne verfinstern sich (=9. ägyptische Plage, Ex 10,22)
  • Himmel
  • Tag und Nacht verlieren zu einem Drittel das Licht

Vierte Schale

  • Die Sonne versengt die Menschen

  • Himmel
  • Die Menschen, die Gott lästerten und die Umkehr verweigerten, verbrennen

Fünfte Posaune

  • Sterne fallen auf die Erde, die Unterwelt öffnet sich, giftiger Rauch steigt auf, aus dem Heuschrecken hervor kommen (=8. ägyptische Plage, Ex 10, 13)
  • Unterwelt
  • Menschen, die das Siegel Gottes nicht tragen, werden gequält

Fünfte Schale

  • Finsternis (= 9. ägyptische Plage, Ex 10,22)




  • der "Thron des Tieres"
  • das "Reich des Tieres" wird verfinstert

Sechste Posaune

  • Vier Engel werden losgelassen - Reiterheere branden heran




  • Am grossen Fluss Euphrat
  • ein Drittel der Menschen wird getötet - auch die übrigen kehren nicht um

Sechste Schale

  • Die Könige aus dem Osten kommen, unreine Geister "wie Frösche" (= 2. ägyptische Plage, Ex 8,2) gehen aus dem Maul des Drachen usw. hervor
  • Am grossen Fluss Euphrat
  • Die Könige des Erdkreises werden zum Kampf des "grossen Tages Gottes" gesammelt

Siebte Posaune

  • Blitze, Stimmen, Donner, Erdbeben, Hagel
  • Tempel Gottes im Himmel


  • Der Ort Gottes wird sichtbar (= Epiphanie)

Siebte Schale

  • Blitze, Stimmen, Donner, Erdbeben, Hagel
  • Vom Tempel "Gottes im Himmel" geht eine gewaltige Stimme aus
  • Die Stadt Babylon wird in drei Teile geteilt, die Städte der Heiden stürzen ein

Notizen zum Aufbau der Apokalypse:

Portrait von Jürgen Roloff

Die Anaben auf dieser Seite sind teilweise dem Werk des Theologen Jürgen Roloff entnommen.
Mehr zu seiner Arbeit entnehmen Sie auf Wikipedia.





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